Im und vor dem "Salon am Park" ist Kommunikation das zentrale Thema.

Foto: Salon am Park/Philipp Naderer-Luiza Puiu

Sechs der acht "Salon"-Gesellschafter: Philosoph René Tichy, Schauspieler Klaus Huhle, Cutterin Ulrike Kofler, Tischler Gerald Freimuth, Ex-Physiotherapeutin Veronika Kritzer und PR-Beraterin Cornelia Spiola.

Foto: Salon am Park/Philipp Naderer-Luiza Puiu

Wien - Die Kunden sitzen entspannt in den Liegestühlen vor dem "Salon", nehmen ein Sonnenbad, plaudern gemütlich und haben ihre Kinder im Blick, die auf dem autobefreiten Platz mit ihrem Roller und im Bobbycar dahinflitzen. Gelegentlich steht eine oder einer auf, schlendert hinein, kauft einen weiteren Kaffee, ein Kipferl, eine Wurstsemmel. Alles bio, alles Fairtrade.

Bei ausgesprochen moderaten Preisen – denn in dieser Greißlerei im Neubaugebiet des ehemaligen Wiener Nordbahnhofs verdient keiner etwas am Verkauf. Im Gegenteil: Die acht Organisatoren und Gesellschafter haben allesamt sogar Geld hineingesteckt – dafür, dass sie hier jetzt gratis arbeiten.

Geld verdienen ist kein Thema

Geld verdienen ist im "Salon am Park" kein Thema. "Uns geht es hier nicht um Gewinn, es geht um einen Treffpunkt", erläutert Cornelia "Conny" Spiola im STANDARD-Gespräch. Die Greißlerei soll vor allem Kommunikationszentrum, Raum für Austausch sein, und rund einen Monat nach der Eröffnung ist sie das auch schon. Eine Art moderne Fortsetzung der klassischen Salons der bürgerlichen Gesellschaft also.

Beheimatet ist der "Salon" im Haus der Baugruppe Wohnprojekt Wien im innerleopoldstädtischen Neubaugebiet, das seit Dezember in der Krakauer Straße 19 von 65 Bewohnern mit derzeit 27 Kindern bezogen wurde. Die Idee für die kommunikative Greißlerei war allerdings schon ein Jahr zuvor geboren worden – inspiriert von einem kooperativ geführten Café in Wiesbaden, das bereits seit 23 Jahren funktioniert.

Acht Gesellschafter

In Wien funktioniert der "Salon" derzeit jedenfalls so, dass sich acht Gesellschafter zusammenfanden, die zunächst Geld für den Start des Projekts einzahlten – und die jetzt auch bereit sind, einen Teil ihrer Zeit für den Betrieb der Greißlerei zu schenken, um mitzuhelfen und zu verkaufen.

"Es ist wirklich faszinierend, wie viele unterschiedlichste Menschen sich für diese Idee zusammengefunden haben", berichtet René Tichy – der ehemalige Finanzberater hat auch sonst sein Leben umgekrempelt und ist nun im Hauptberuf Philosoph. Conny Spiola wiederum ist PR-Beraterin. Dazu kamen beispielsweise eine Geigerin, ein Tischler, ein Schauspieler, eine Cutterin. Sie alle arbeiten für den "Salon", soviel sie können und wollen – und finden auch bereits regen Zuspruch im Grätzel.

Brot kommt per Radtransport

"Supermärkte gibt es im Nordbahnhofviertel ja einige", sagt Conny Spiola. "Was aber fehlte, war wirklich gutes Brot und gutes Gebäck." Jenes im "Salon" wird vom Gragger und vom Joseph per Heavy-Pedals-Radtransport angestrampelt. Was in der Gegend neben hochwertigen Biolebensmitteln noch fehlte, war ein derart offener Begegnungsraum. Und der "Salon" ist auch nicht nur Verkaufsraum, sondern auch Veranstaltungsort: Am 10. April etwa philosophierte René Tichy zum Thema "Wie viel ist genug?". Jeden Donnerstag gibt es ein "philosophisches Frühstück", gelegentlich auch Konzerte.

Gemüse von der Food-Coop

Die jüngste Errungenschaft wartet jeden Freitag vor der Auslage in Steigen auf Abnehmer: Gemüse vom Demeter-Gärtnerhof Ochsenherz – einer Außenstelle der Kooperative "Gemeinsam Landwirtschaften" (GELA), bei der Produzenten und Verbraucher gemeinsam die Erzeugung und Verteilung ihrer Lebensmittel organisieren.

Doch da sind wir schon wieder mitten im nächsten Projekt: Im Wohngruppen-Haus wird bereits die Gründung einer eigenen Food-Coop vorbereitet. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 23.4.2014)