Kaltwasserkorallen der Spezies Lophelia pertusa im Trondheimsfjord (Norwegen) helfen den Wissenschaftern bei der Rekonstruktion vergangener Umweltbedingungen.

Foto: Solvin Zankl

Die Klimawandel-bedingte Versauerung der Ozeane setzt den Korallen mit ihren Skeletten aus Kalk besonders zu. Mit Hilfe von präzisen Messungen haben deutsche Forscher jetzt herausgefunden, dass Kaltwasserkorallen bestimmte Elemente in Abhängigkeit vom pH-Wert ihrer Umgebung in ihre Skelette einbauen. Diese Entdeckung lässt sich zur Rekonstruktion früherer pH-Werte nutzen.

Ansteigende Konzentrationen von Kohlenstoffdioxid in den Weltmeeren können auf Dauer eine Bedrohung für marine Lebewesen sein. Ein erhöhter CO2-Gehalt des Wassers lässt den sogenannte pH-Wert des Wassers sinken; das Wasser wird saurer. Dies bedeutet eine Beeinträchtigung von marinen Lebewesen die ihre Schalen oder Skelette aus Karbonat bauen, weil versauerte Ozeane Karbonate auflösen können. Forscher rund um Jacek Raddatz vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben nun untersucht, wie der pH-Wert des Meerwassers und der Aufbau der Korallen zusammenhängen.

Für ihre Studie entnahmen die Forscher lebende Korallen der Art Lophelia pertusa sowie Wasserproben im nordöstlichen Atlantik und im Mittelmeer. An den Wasserproben wurde der pH-Wert bestimmt, so dass ein genaues Bild des Lebensraums der Korallen entstand. Aus den Korallen wurden Proben gebohrt, die anschließend im Labor genauer untersucht wurden. Dabei interessierte die Wissenschafter vor allem der Gehalt der Elemente Uran und Kalzium, das so genannte U/Ca Verhältnis.

Blick in die Vergangenheit

Durch einen Vergleich beider Analysen kamen die Forscher etwas Interessantem auf die Spur. "Die Beziehung zwischen dem U/Ca Verhältnis und dem pH-Wert ist sehr eng", berichtet Raddatz, Erstautor der in der Fachzeitschrift "Biogeosciences" veröffentlichten Studie. "Folglich könnten wir aufgrund dieser Erkenntnisse Korallenproben analysieren und aus dem U/Ca Verhältnis den pH-Wert der Vergangenheit berechnen. Das ist eine neue Methode für Kaltwasserkorallen und könnte eine Alternative zur Bor-Isotopie sein, die in der Analyse extrem zeitaufwändig ist", sagt der Wissenschafter.

Die Studie baut auf einer älteren Arbeit auf, ber der untersucht wurde, welche Umweltbedingungen für rezente Kaltwasserkorallen ideal sind. Dabei analysierten die Forscher Proben aus Norwegen, Schottland, Irland, Frankreich, Spanien, Mauretanien und dem Mittelmeerraum. Ihre Ergebnisse geben einen Überblick, welches die bevorzugten physikalischen und chemischen Bedingungen für das Wachsen und Auftreten von Kaltwasserkorallen in den Arbeitsgebieten sind. (red, derStandard.at, 26.04.2014)