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Laut dem Gründer und nunmehrigen Ex-CEO Pavel Durov steuern nun zwei Putin-Vertraute die Geschicke von Vkontakte.

Foto: Reuters

Das Social Network Vkontakte, das allgemein oft als das "russische Facebook" bezeichnet wird, ist laut seinem Gründer Pavel Durov vollständig in der Hand von Putin-Verbündeten. Wie Durov am Montag bekannt gab, bestimmen nun Igor Setschin und Alischer Usmanov die Geschicke der Plattform. Beide hielten schon zuvor Anteile an der Plattform.

Erst vergangene Woche hatte Durov bekannt gegeben, dass er aus dem Kreml Aufforderungen erhalten, diesen aber nicht Folge geleistet hatte. Verlangt worden war unter anderem die Schließung von Gruppen im Zusammenhang mit dem Oppositionspolitiker Alexej Nawalny und den Protestbewegungen in der Ukraine. Bezüglich eigener politischer Ansichten gab sich Durov stehts zurückhaltend.

Mächtige Akteure

Setschin gehört zu den mächtigsten Akteuren der russischen Innenpolitik und Wirtschaft. Er ist stellvertretender Ministerpräsident des Landes, Vorstandsvorsitzender des Ölkonzerns Rosneft und soll zum engen Beraterkreis von Putin zählen.

Usmanov wiederum betätigt sich als Generaldirektor der Gasprom-Tochter "Gasprominvestholding" und Metall-Tycoon innerhalb des Konzerns, besitzt den "Kommersant"-Verlag, der die gleichnamige Wirtschaftszeitung herausgibt und konnte über das Unternehmen mail.ru auch erfolgreich ins Tech-Geschäft einsteigen.

Ungereimtheiten um Abschied

Durovs Abschied von Vkontakte geht eine chaotische Geschichte voraus, berichtet Buzzfeed. Im Januar hat Durov nach eigenen Angaben seinen zwölfprozentigen Anteil an dem Unternehmen verkauft. Am 1. April gab er bekannt, er würde das Netzwerk verlassen, weil die neue Shareholder-Struktur ihm nicht genug "Freiheiten" ließe. Zwei Tage später legte er nahe, dass dies bloß ein Aprilscherz gewesen sei.

Laut einer Interfax-Meldung hatte er jedoch am 21. März seine Kündigung eingereicht und nicht zurückgezogen, diese sei nun in Kraft getreten. Durov selbst gibt zu Protokoll, dass der Aufsichtsrat von Vkontakte "plötzlich" zur Ansicht gekommen seien, dass ein von ihm am 3. April eingereichter Rücktritt nicht "regelkonform" ausgefüllt worden sei und er somit ab sofort nicht mehr im Amt sei. Von der Entlassung habe er erst aus der Presse erfahren. Nach Angaben eines Sprechers wird Durovs Nachfolger beim nächsten Vorstandstreffen bestimmt.

"War wohl unvermeidbar"

"Im russischen Kontext war dies wohl unvermeidbar", resümiert Durov. "Aber ich bin froh, dass wir siebeneinhalb Jahre durchgehalten haben. Wir haben eine Menge getan und ein Teil davon kann auch nicht mehr rückgängig gemacht werden."

Vkontakte hat nach eigenen Angaben mittlerweile über 100 Millionen Nutzer. Sie wird vor allem in Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken genutzt. (red, derStandard.at, 22.04.2014)