Bild nicht mehr verfügbar.

Zahlreiche japanische Parlamentarier besuchten den Yasukuni-Schrein in Tokio.

Foto: REUTERS/Yuya Shino

Tokio/Peking - Mit deutlichen Unmutsbekundungen haben China und Südkorea auf Visiten japanischer Abgeordneter im Yasukuni-Schrein in Tokio reagiert. Der Besuch von rund 150 Mitgliedern des Ober- und Unterhauses im umstrittenen Heiligtum drohte auch den Beginn der Asien-Reise von US-Präsident Barack Obama (Artikel links) zu überschatten.

Schon als Japans Premierminister Shinzo Abe vor wenigen Tagen dem Schrein, in dem auch Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg verehrt werden, einen als heilig geltenden Masakaki-Baum gespendet hatte, hatte China das als "Schlag ins Gesicht" für den US-Präsidenten bezeichnet.

Schwieriger Ausgleich

Immerhin will Obama auch in der Nordkorea-Frage größere Einigkeit zwischen Japan und Südkorea erwirken. Erst am Montag hat das Verteidigungsministerium in Seoul vor "erhöhter Aktivität" auf dem nordkoreanischen Atomtestgelände Punggye Ri gewarnt. Man fürchte, der Norden könnte einen Test vorbereiten. Eine gemeinsame Front gegen Pjöngjang könnte sich nun komplizierter gestalten: Seoul warf Tokio Dienstag vor, die Kriegsvergangenheit zu romantisieren.

Ein Sprecher von Premier Abe sagte, es entspreche einer Grundhaltung der Regierung, nicht in "Privatbesuche" von Abgeordneten einzugreifen. Dies würde einen Eingriff in die Religionsfreiheit bedeuten.

Schon zuvor hatten die Spannungen zwischen China und Japan zugenommen, nachdem ein Marinegericht in Schanghai ein japanisches Frachtschiff beschlagnahmt hatte. Nach Ansicht chinesischer Behörden hat die japanische Reederei Mitsui von Rechtsvorgängern Verpflichtungen zu Entschädigungszahlungen an eine chinesische Firma aus dem Jahr 1936 übernommen, der sie bisher nicht nachgekommen ist. Japan hat Protest eingelegt. (red, DER STANDARD, 23.4.2014)