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Julius Meinl hat Streit mit Exprüfern.

Foto: Reuters/Stringer

Wien - Jahrzehntelang haben Wirtschaftsprüfer Deloitte beziehungsweise seine Vorgänger die Meinl Bank geprüft - Anfang März kam es zwischen der Bank unter Aufsichtsratspräsident Julius Meinl V. und Deloitte Österreich zum Eklat. Deloitte hat das Prüfmandat "aus wichtigem" Grund zurückgelegt, die Bilanz 2013 wird nun von der KPMG geprüft. Vorausgegangen sind dem höchst ungewöhnlichen Schritt sachliche Differenzen - und persönliche Verwerfungen.

So richtig begonnen hat die Entzweiung, die Deloitte mit keinem Wort kommentiert, mit einem Bescheid der Finanzbehörde. Sie rechnet Off-Shore-Gesellschaften der Meinl Bank zu und hat der für 2003 rund 553.000 Euro Nachzahlung aufgebrummt; der Standard berichtete. Die Meinl Bank hat berufen, die Sache läuft noch. Von 2003 bis 2009 könnte sich daraus ein Nachzahlungsrisiko bis zu 60 Millionen Euro ergeben.

Deloitte trat also für Rückstellungen ein (rund 35 Mio. Euro) - die Banker waren dagegen. Sie holten Gutachten zweier anderer Wirtschaftsprüfer ein; TPA Horvath soll eine Rückstellung von zehn Mio. für ausreichend halten. Die Banker wollen einen anderen Weg gehen: Der Bankeigner (eine niederländische Gesellschaft) bietet an, für etwaige Steuerschulden geradezustehen.

Deloitte ließ sich jedoch nicht umstimmen: Rückstellungen seien unumgänglich. Andernfalls drohe möglicherweise eine Verletzung der Eigenkapitalvorschriften; und das müsste man der Aufsicht melden. Ende Februar tat Deloitte genau das: Der Wirtschaftsprüfer übte gegenüber der FMA seine Redepflicht aus.

Bei Bank und Julius Meinl sorgte das für gröbsten Unmut; Meinl-Bank-Chef Peter Weinzierl bestätigt "sachliche Differenzen und Verwerfungen". Die Bank sei sicher, dass der Bescheid der Finanz nicht halten werde. Zudem habe er sich schon Ende 2013 mit der FMA in Verbindung gesetzt.

Parallel dazu entwickelte Julius Meinl, der am 17. Februar zum Präsidenten des Eurasisch-jüdischen Kongress (EAJC) gewählt worden war, eine persönliche Fehde mit Deloitte Österreich. Im Februar schrieb er an den Chef von Deloitte International Barry Salzberg in New York. In dem Brief unterstellte er Deloitte Wien antisemitische Einstellung. Meinl führte auch die Entstehungsgeschichte Deloitte Österreichs ins Treffen: Der Mitbegründer der Österreichischen Wirtschaftsberatung GmbH Max Stadler war illegaler Nazi gewesen, Mitglied von SA und Waffen-SS. Er starb 1984.

Problem ungelöst

Der von Meinl gewünschte Termin mit Salzberg kam nicht zustande, Deloitte International wies die Vorwürfe zurück. Am 1. März berichtete Österreich über den "Nazi in der Deloitte-Gründungsgeschichte". Kurz danach legte Deloitte das Mandat nieder. Bankchef Weinzierl bestätigt, dass der Brief Meinls "persönliche Differenzen ausgelöst hat".

In der Sache selbst ist übrigens noch nichts entschieden. Die Aufsicht hat die angebotene Garantie nicht akzeptiert, laut Weinzierl ist man "in Gesprächen". (Renate Graber, DER STANDARD, 19.4.2014)