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Voest-Chef Eder hat schon öfter bekannt, dass die Industrie die Bedingungen außerhalb Europas für weitaus attraktiver hält.

Foto: APA/Gindl

Dass die heimische Voestalpine Wachstumspotenzial vor allem außerhalb Europas sieht, hat Konzernchef Wolfgang Eder bereits einige Male kundgetan. Asien und Nordamerika sind demnach die Märkte, die der Linzer Konzern diesbezüglich im Auge hat. In diesem Zusammenhang ist bekanntlich auch die 550-Millionen-Euro-Investition im Süden der USA, in Texas, zu sehen. Die Anlage soll wie geplant im Dezember 2015 in Betrieb gehen und wird hochwertiges Eisen herstellen. Im Herbst des Vorjahres hatte Voest-Chef Eder diesen Investitionsschritt als "wirtschaftspolitischen Aufschrei" bezeichnet. In Cartersville im Bundesstaat Georgia nimmt in wenigen Tagen ein 50 Millionen Euro teures Werk die Produktion auf, in dem Auto-Chassisteile hergestellt werden. Für 2016 plant Voestalpine ein weiteres Werk in den USA. 

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geht Eder noch einen Schritt weiter. Die Voestalpine erwäge, Kapazitäten aus Österreich abzuziehen, sagt Eder dort. "Das ist keine Drohung, sondern einfach eine Anwendung der Grundrechenarten im globalen Wirtschaftsgeschehen." Eders Argumente sind bekannt:  Amerika biete heute viel bessere Rahmenbedingungen als Österreich und der Rest Europas. Mitte nächsten Jahrzehnts würden eine Kokerei und zwei Hochöfen in Linz das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, sagte der Voestchef. In etwa fünf Jahren müsse Voestalpine entscheiden, wo Ersatzanlagen entstehen sollen. "Wir müssen uns dann die grundsätzliche Frage stellen, was langfristig der richtige Standort ist", so Eder.

Teures Personal

Nicht nur die niedrigen Energiepreise, die in den USA wegen der umstrittenen Förderung von Öl und Gas aus Schiefergesteinsschichten ("Fracking") stark gefallen sind, locken die Voestalpine. In Europa seien die Personalkosten um 30 Prozent höher als in Amerika, Grundstücke seien sogar zwanzig mal so teuer, sagte Eder. Außerdem kritisierte er einmal mehr die Umwelt- und Klimapolitik der Europäischen Union, die sich permanent ändere und dabei aus Sicht der Industrie zu einer immer größeren Belastung werde, zum Beispiel mit strengeren Vorgaben für die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen. Eders Fazit: "Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort."

Bis 2020 will Voestalpine den Anteil des Amerika-Geschäfts am Konzernumsatz von zuletzt acht auf 15 Prozent ausbauen. Allein die neue Anlage in Texas werde den Umsatz in Amerika deutlich steigen lassen, zudem kann sich Eder Akquisitionen mit Kaufpreisen in den Dimensionen von einigen hundert Millionen Euro vorstellen. "Milliardenübernahmen sehe ich nicht, dazu fehlt mir zumindest derzeit die Fantasie."

OMV-Boss Roiss: Es fehlt an stabilen Rahmenbedingungen

Im "Ö1-Mittagsjournal" vom Samstag bekräftigte Eder seine Überlegungen: Wird Europa nicht konkurrenzfähiger, ist es eine wirtschaftliche Logik dass der Konzern nicht mehr hierzulande, sondern in den wettbewerbsfähigeren USA investiert. Derzeit habe der Standort Linz einen Produktivitätsvorsprung von zehn Prozent, der sinke aber seit Jahren und es sei absehbar wenn er weg sei, so Eder.

Eine Entscheidung über das Hauptquartier Linz stehe 2019/2020 an, bisher sei noch keine gefallen. Aber Eder warnt: "Derzeit macht es keinen Sinn, in Europa zu investieren." Der Ball liege bei der Politik und die Wirtschaft lasse sich diesen nicht zurückspielen. Man soll dann aber nicht für die Folgen von steigender Arbeitslosigkeit und politischer Radikalisierung die Wirtschaft verantwortlich machen.

Kritiker, die dem börsenotierten Stahlkonzern reine Profitgier vorwerfen, seien entweder "ideologisch verblendet" oder würden "die Fakten nicht begreifen".

Kritik am Wirtschaftsstandort Österreich übte heute auch OMV-Chef Gerhard Roiss. Es fehle an stabilen Rahmenbedingungen, das würden die Investoren weltweit nicht verstehen. Auch er erinnerte daran, dass sich die USA klar der Reindustrialisierung verschrieben haben, hier sei Europa nun auch aufgerufen, einen konsequenten Weg zu gehen. Zur Frage einer Verlegung der OMV-Zentrale von Wien ins Ausland, gab sich Roiss deutlich zurückhaltender (der Staat hält an der OMV 31,5 Prozent). Das Herz das Unternehmens schlage in Österreich, meinte er. (Reuters/apa/red, derStandard.at, 19.4.2014)