Drei Sitzreihen, Platz für bis zu sieben Insassen und dazu ein Retrodesign, mit dem Fiat an vergangene Tage andockt: Der 500L mit neuem Top-Diesel

"Sie trug den Becher in der Hand - / Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand -, / So leicht und sicher war ihr Gang, / Kein Tropfen aus dem Becher sprang."

Foto: der standard/stockinger

Diese Zeilen aus einem wundervollen Gedicht Hugo von Hofmannsthals drängten sich unsereinem dieser Tage bei der Wasserreichung einer der wenigen verbliebenen wahren guten Geister im Hause, Angie P., auf - und dann, da schon mal aus dem Dunkel des Gedächtnisses geholt, gleich wieder beim Testen des 500L Living 1,6 Multijet II 120.

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Beim ersten Mal hing es an der Grazie der Akteurin, beim zweiten an einem Grundhabitus des Mobils: Becherhalter in den vier Türen, zwei vorm Ganghebel, ein ganz großer mittig für die Passagiere in Reihe 2. Kann der Mensch überhaupt so viel bechern? Und wie steht's dann um die Topf-Disziplin? Fragen über Fragen.

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Jedenfalls deutet dies ebenso auf den Wohnraum Auto hin wie das runterklappbare Jausenbrett hinten am Beifahrersitz, und weil das so ist, haben die Italiener dem 500L den sinnigen Zusatz Living verpasst. Dolce Vita oder so verstünde womöglich heute keiner mehr.

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Egal, da ja nach dem weisen Entschluss von Fiat-Boss Sergio Marchionne Fiat ohnehin kein italienischer Konzern mehr ist, sondern einer mit Vorzeichen Niederlande/Großbritannien/USA.

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Ändert aber nix am wohnlichen Grundcharakter des Autos, dessen äußerer und innerer Chic wenigstens noch ein Stück erwerbsträchtiger Italianità repräsentiert. Platz gibt's üppig, bei umgelegter dritter Sitzreihe auch im Kofferraum.

Foto: fiat

Zwar animieren die Sitze ob kurzer Schenkelauflage nicht unbedingt zu Langstreckenorgien, und Seitenhalt? Brauchen wir bei so einem Van, der (auch beim Fahrwerk) ganz auf Komfort und Entschleunigung setzt, eh nicht viel.

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Der 120-PS-Diesel ist ein hochmodernes Aggregat. Aber war Signore Marchionne bei der Endabnahme vielleicht zu sehr mit Groschenzählen beschäftigt, sodass ihm dieses Turboloch im Drehzahlkeller entgangen ist? Seisdrum, ein kräftiges Kerlchen ist das trotzdem, und wenn er erst mal läuft, dann läuft er und läuft und läuft - stopp, Verzeihung, da waren wir im falschen Werbespot.

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Der 500L Living ist sozusagen die multiple Erweiterung der Cinquecento-Idee. Ob die Hommage auf den Ur-Multipla aufgeht, das muss jeder selbst beantworten. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 18.4.2014)

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Fiat

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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