"Radfahren schön trinken" ist im Milena-Verlag erschienen.

Foto: Milena Verlag

"Unfälle? Dreimal hat es dich erwischt, ja. Aber alles selbst verschuldet, alles peinliche Aussetzer und Fehleinschätzungen. Prellungen, Schnittwunden, Schürfungen, mehr nicht. Die Anzahl der Konflikte aber ist groß. Die Anzahl der gegenseitigen Beleidigungen auch. Fast so hoch wie die Zahl jener, die abbiegen, ohne den Blinker zu betätigen", schreibt Fahrradbote Urs Mannhart in der Anthologie "Radfahren schön trinken", die im April dieses Jahres im Milena Verlag erschienen ist. In der Reihe "... schön trinken" finden sich bereits die Publikationen "Wien schön trinken", "München schön trinken" und "Heiraten schön trinken".

Die dunklen Facetten des Radelns

Vorausgesetzt: Man muss sich das Radfahren gar nicht unbedingt schön trinken, um es zu lieben. Die 23 Geschichten über das Radfahren sind von mehr oder weniger bekannten Autoren - und mehr oder weniger begeisterten Radfahrern - wie Klaus Nüchtern, Tex Rubinowitz, Mieze Medusa, Evelyn Steinthaler, Nadja Bucher oder Manfred Gram verfasst und sollen, laut Klappentext, die Leser das Lachen und das Fürchten lehren.

"Dieses Lesebuch spiegelt verschiedenste Erfahrungen mit dem Fahrrad wider und spart auch die unangenehmen Erlebnisse nicht aus", schreiben auch die Herausgeber Vanessa Wieser und Markus Köhle im Vorwort. Und wie wahr: Das Radfahren wird hier nicht nur schön geschrieben, Konflikte, Unfälle, Fahrraddiebstähle und - als eines der ganz dunklen Kapitel des Radfahrens - Promillefahrer bleiben nicht ausgespart.

"Radler sind Warmduscher"

Aufgelockert werden diese etwas düstereren Facetten des Radfahrens durch zahlreiche Fotos, Tipps und Fahrradwitze und natürlich durch die vélocipedischen Betrachtungen Klaus Nüchterns, der darauf besteht, "Radler" und kein "Radfahrer" zu sein. "Radler sind die Warmduscher unter den Velozipedisten. Sie halten bei Rot an Kreuzungen, bremsen auch für Hunde, deren Schulterhöhe einen Meter unterschreitet und lehnen die weitverbreitete Auffassung ab, dass es sich beim Überfahren von Fußgängern auf Fahrradwegen um ein Kavaliersdelikt handelt."

Nicht minder ein Lesegenuss: die Drahteselexegese von Markus Köhle, der sich über die Abgedroschenheit des Begriffs "Drahtesel" Gedanken macht und damit gleich ein wenig Kritik am Untertitel des Buches übt - inklusive Alternativen, ein Fahrrad gewitzt zu benennen.

Und weil das Radfahren gar so schön ist - vor allem wenn der Sommer kommt - im Folgenden ein Auszug an Clara Felis' Liebeserklärung ans Radfahren:

"ring ring
und ich sing sing
wenn ich am Rad sitze und der Wind vorbeipfeift
und mir ein Lied singt von Geborgenheit und Freiheit
das Rad lacht mich an, mein Gegenüber auch
das ist das Leben, das ich gerade brauch'"

(tin, derStandard.at, 6.5.2014)