Wien kassiert seit Jahren 36 Euro, wenn Hundstrümmerl nicht weggeräumt werden. Gemeinden in Niederösterreich konnten das nicht bestrafen - bis jetzt.

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St. Pölten / Wien - Es stank den Klosterneuburgern zum Himmel. Damit ist Schluss. Ab Sommer werden Hundehalter in der fast 26.000 Einwohner plus 1920 Hunde zählenden Stadt zur Kasse gebeten, wenn sie hinter ihrem Vierbeiner nicht aufräumen. Bis zu 40 Euro sollen sie dann zahlen. Wer die Disziplin der Hundehalter überwachen wird, ist noch unklar. Denkbar wären Mitarbeiter der Abfallwirtschaft oder der Kurzparkzonen-Überwachung, sagt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (VP).

Mehrere Gemeinden in Niederösterreich wollen künftig strenger mit uneinsichtigen Hundebesitzern verfahren. Erst vergangene Woche hat der Landtag eine Novelle des Hundehaltegesetzes verabschiedet, die es Gemeinden ermöglicht, ab Juni für das Liegenlassen von Hundstrümmerln bis zu 90 Euro Strafe einzuheben. Auch Perchtoldsdorf, dessen Bürgermeister Martin Schuster (VP) den entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht hatte, will bis Herbst bis zu 40 Euro Strafe einführen.

Straffrei Äußerln führen

Die Klosterneuburger wollen nächste Woche mit den Wienern über das Ahnden von Gackerl-Sackerl-Verweigerern beraten. In Wien sind seit 2008 die sogenannten Wastewatcher im Einsatz, die 36 Euro Strafe einheben.

Die verstärkten Kontrollen in Wien habe man im Umland gespürt, sagen die betroffenen Bürgermeister: Dogsitter oder Besitzer mehrerer Hunde sollen es zunehmend ausgenützt haben, dass sie Tiere jenseits der Wiener Stadtgrenze straffrei Äußerln führen konnten, ohne die Trümmerl wegräumen zu müssen.

"Bisher nichts zu befürchten"

"Mehr als 90 Prozent der Hundehalter halten sich an die Regeln, aber wer es nicht tat, hatte bisher auch nichts zu befürchten", sagt Schuster. Auch in Schwechat denkt man über die Einführung einer Strafgebühr nach. "Wir müssen aber erst Kosten und Nutzen gegenüberstellen", sagt ein Sprecher der Stadt. Erst am Dienstag meldete die Stadt in einer Aussendung, dass die rund 1000 Hunde in Schwechat "zwischen 300 und 400 Kilo Kot pro Tag produzieren. Das sind bis zu 146 Tonnen im Jahr, der Großteil davon landet in öffentlichen Grün-, Erholungs- und sogar Kinderspielflächen", hieß es darin.

Fast 2400 Hunde leben in der Landeshauptstadt St. Pölten. Dort stehen 120 Sackerlspender bereit, die den Hundebesitzern das Reinlichhalten der Stadt erleichtern sollen - solche Aufsteller gibt es im Übrigen auch in vielen anderen Städten Niederösterreichs. "Das läuft ganz gut, Strafen sind vorerst noch kein Thema", sagt ein Sprecher der Stadt. Lieber stelle man noch mehr Sackerlspender auf. Hochrechnungen zufolge werden daraus allerdings deutlich mehr Sackerl entnommen, als von Hundehaltern benötigt würden. "Scheinbar verwenden Jugendliche sie auch für die Schuljause", erläutert der Sprecher. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 17.4.2014)