Salzburg - Sie haben einst neun seiner Opern uraufgeführt, ihnen ist die Alpensinfonie gewidmet: Die Sächsische Staatskapelle Dresden hat ein inniges Verhältnis zu Richard Strauss. Die Wiedergabe der Metamorphosen im Großen Festspielhaus war denn auch eine Sternstunde. Was nicht selten als vibratoselige Ratlosigkeit und Klangwolke daherkommt, zeigte sich hier klar in all seiner Komplexität.

Jeder Einsatz profund, jede Linie ließ sich verfolgen von ihrem Aufblühen bis zum Zurücksinken ins Tutti; auch im Expressiven wurde jede Linie gerundet hörbar gemacht. Ein Erlebnis. Ebenso präzise durchgestaltet haben Mitglieder der Staatskapelle (ohne hohe Streicher) den Ernsten Gesang für Orchester von Wolfgang Rihm. Vom Choral des Blechs über die großen Kantilenen bis zum ätherischen Verklingen: eine transparente, klangvolle Interpretation. Auch hier hört man Wagner, hört Strauss - am wenigsten Brahms, von dessen Vier ernsten Gesängen das Werk gedanklich inspiriert ist.

Nicht so leicht vergessen lässt sich auch die Wiedergabe des Mozart- Requiems: Christian Thielemann schien Mozart gegen den Strich bürsten zu wollen, was ja nie schlecht ist. Aber wie es schien, sollte ausgerechnet gegen den Strich der so genial am Text ausgerichteten Musik gebürstet werden. Das Ergebnis: einheitliches Forte, nur gelegentlich kontrastiert durch wenig logisch entwickelte Pianopassagen, unorganische Übergänge. Dann ein Organist, der einen im Agnus Dei mit seinem Forteeinsatz schreckt, und der Chor des Bayerischen Rundfunks, der trotz Klarheit und Duftigkeit in den Höhen auf Konsonanten verzichtete. Das letzte Wort Thielemanns und seiner - grandiosen - Sächsischen Staatskapelle Dresden in Sachen Mozart wurde in Salzburg aber vielleicht noch nicht gesprochen. (klaba, DER STANDARD, 17.4.2014)