Blutgerinnsel (Thromben) in der Lunge können zum Tod führen oder einen Kreislaufkollaps nach sich ziehen. Eine frühe, Blutgerinnsel auflösende Behandlung kann ausgewählte Patienten am Leben erhalten. Dabei ist allerdings eine erhöhte Rate von Hirnblutungen zu beachten. Diese Ergebnisse einer Studie des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) hat das "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.
"Die PEITHO-Studie unterstützt eindeutig unsere Annahme, dass eine Abschätzung der Risiken von Patienten mit akuter Lungenembolie unbedingt notwendig ist. Patienten benötigen grundsätzlich eine rasche, wirksame Thrombusauflösung", sagt Studienleiter Stavros Konstantinides von der Uniklinik Mainz.
Verstopfte Gefäße
Eine Lungenembolie tritt auf, wenn sich ein Teil eines Blutgerinnsels in einer Vene löst, in die Lunge wandert und eins oder mehrere Lungengefäße verstopft. Im Zuge dessen ist die häufigste Todesursache ein Versagen der rechten Herzkammer, die wegen der Verstopfung der Lungenarterie durch die Gerinnsel in ihrer Funktion stark eingeschränkt ist. "Bei einer Lungenembolie wird die rechte Herzkammer akut mit einem unüberwindbaren Hindernis konfrontiert", so Konstantinides.
Die internationale multizentrisch (also an verschiedenen Orten) angelegte "PEITHO"-Studie hat die Zugabe des Thrombus-auflösenden Medikaments Tenekteplase - zusätzlich zur üblichen Behandlung mit Heparin - gegen Placebo (plus Heparin alleine) getestet. Die sogenannte doppelblinde Studie schloss 1.006 Patienten in 13 europäischen Ländern ein. Der kombinierte primäre Endpunkt der Studie war Mortalität oder Kreislaufkollaps nach sieben Tagen. Dieser wurde in der Tenekteplase-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 56 Prozent reduziert.
Folgeblutungen verhindern
Allerdings müsse man immer auch das Risiko von Blutungen als Folge im Auge behalten, so Konstantinide: "Der Preis für die Wirksamkeit der schnellen Thrombusauflösung war das vermehrte Auftreten von Blutungen, darunter auch von Schlaganfällen mit Hirnblutung." Letztere traten bei zwei Prozent aller Patienten in der Thrombolyse-Gruppe (als Thrombolyse bezeichnet man eine medizinische Therapie bei Verschlüssen von Blutgefäßen) auf.
In zukünftigen Studien soll das Konzept zur Abschätzung der Risiken verfeinert werden, um vor allem Patienten mit geringem Blutungsrisiko besser zu identifizieren. "So könnte beispielsweise die Dosis des Medikaments bei älteren Patienten reduziert und alternative Methoden der Thrombolyse untersucht werden", sagt der Experte. (red, derStandard.at, 16.4.2014)