Der Spreekanal ist etwa 1,6 Kilometer lang, 750 Meter davon sollen zu einem der größten Schwimmbecken der Welt werden.

Foto: Flussbad Berlin

Bevor das Wasser in das Schwimmbecken kommt, wird es in einem Biotop-Bereich auf natürliche Art gefiltert und gereinigt.

Foto: Flussbad Berlin

So sieht der Kanal derzeit aus ...

Foto: Barbara Schindler

... und so könnte er irgendwann aussehen.

Foto: Flussbad Berlin

Mitten durch das historische Zentrum Berlins fließt der derzeit funktionslose Spreekanal, der – nach den Wünschen der Projektinitiatoren – einem neuen Zweck zugeführt werden soll. "Flussbad Berlin e. V." will das Schwimmen mitten im Zentrum der Stadt möglich machen und zwar direkt an der Museumsinsel Berlin.

Der Zeitpunkt ist ganz gut gewählt, denn bis 2015 sollen laut der EG-Wasserrahmenrichtlinie von 2002 alle Oberflächen- und Küstengewässer in einen "guten Zustand" versetzt werden. Bis dahin ist es aber wohl noch ein weiter Weg, in Berlin macht man sich aber trotzdem schon jetzt Gedanken darüber, wie die innerstädtische Zukunft am Flussufer aussehen könnte. Der Verein "Flussbad Berlin" existiert seit 2012 und seither betreibt er Lobbying-Arbeit für das Projekt, das allgemein auf positive Resonanz stößt – von der Politik bis zum Bürger.

"Noch ist Schwimmen im Spreekanal reine Fiktion", erklärt Barbara Schindler von "Flussbaden Berlin" den Status Quo. Bereits 1998 wurde das Flussbad-Konzept zum ersten Mal veröffentlicht, die Idee dafür stammt von Tim Edler und Jan Edler, einem Berliner Brüderpaar, das die Berliner Künstler- und Architektengruppe realities:united im Jahr 2000 gegründet hat. 2011 gewinnt das Flussbad Berlin den Holcim Award Europa in Gold, 2012 den Holcim Award Globe in Bronze. "Nachdem das Projekt diese beiden wichtigen Preise gewonnen hat, haben wir den Verein gegründet", so Schindler.

750 Meter lang soll das innerstädtische Schwimmbecken werden, im oberen Teil des rund 1,6 Kilometer langen Wasserlaufs sind eine Biotoplandschaft und ein Schilfbecken geplant. Sie sollen das Flusswasser für die Schwimmer in Zukunft natürlich reinigen. Abgesehen davon entsteht so ein Erholungsgebiet mitten in der Stadt mit Grünflächen, Bäumen – und sauberem Wasser.

Am oberen Ende des Kanals soll eine natürliche Filteranlage das Flusswasser reinigen, ehe es in den 750 Meter langen Schwimmbereich weiter geleitet wird. Foto: Flussbad Berlin
Foto: Flussbad Berlin

"Im Moment ist eine hydrologische Machbarkeitsstudie in Planung, außerdem müssen wir sämtliche Möglichkeiten der Finanzierung genauer betrachten. Das geht von Spenden über Vereinsbeiträge und Crowdfunding bis hin zu Geldern aus der Politik", so Schindler. Viele Menschen würden sich für das Projekt begeistern, wöchentlich würden an die zehn Personen anfragen, wie sie die Sache unterstützen könnten. "Auch die Mithilfe von Freiwilligen muss organisiert werden. Wir wollen das Projekt in mehrere Hände geben, so dass es nicht nur die Sache des Vereins und der Architekten bleibt, sondern tatsächlich aus Bevölkerung gewollt und weiterentwickelt wird", erklärt Schindler.

Die Stadt müsste dann nur noch die Wartungsarbeiten übernehmen, die aber vor allem bei der Filteranlage in Biotop gering sein werden. Bademeister oder Platzwart für einen Eislaufplatz, der während des Winters möglich wäre, müssten ebenfalls von der Stadt gestellt werden. Dass das Angebot für alle Besucher kostenlos sein soll, ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Eintritt soll es keinen geben, wenn Berliner oder Gäste eine Runde schwimmen wollen.

Für die Berliner würde ein Schwimmbad im Spreekanal die Lebensqualität erhöhen, ist sich Schindler sicher. "Nicht jeder kann im Urlaub weg fahren, viele wollen kein Auto benutzen oder suchen Erholung in unmittelbarer Nähe. Wenn das Projekt realisiert wird, ist es auf jeden Fall ein Gewinn für die Stadt und ein Eingriff in das optische Erscheinungsbild Berlins. Aber möglicherweise ist es ein Unterfangen, das erst zukünftigen Generationen zu Gute kommt". (todt, derStandard.at, 22.4.2014)