Will ein Regierungschef mit verfilzten Strukturen und Misswirtschaft aufräumen, muss er dies in den ersten hundert Tagen tun. So gesehen hat Matteo Renzi recht. Der italienische Premier beansprucht für sich, das Belpaese wieder zu einem schönen Land zu machen, und hat - wie im Handstreich - zahlreiche Chefetagen staatsnaher Konzerne ausgeräumt und neu besetzt. Um den frischen Wind zu verstärken, sind sogar drei Frauen darunter. Allerdings nur als Präsidentinnen, also Vorsitzende der Aufsichtsräte. Für das operative Geschäft in Post und Co zieht Macher Renzi ganz traditionell Männer vor.

Ob der frühere Bürgermeister von Florenz tatsächlich auf die richtigen Köpfe setzt, muss sich weisen. Die "Eiserne Lady" von Italiens Industrie, Emma Marcegaglia, soll den korruptionsverstrickten Erdölmulti Eni aufpolieren. Ganz fern kann sie als Präsidentin der Industriellenvereinigung Confindustria mafiösen Machtzirkeln aber nicht gewesen sein. Auch Baumeisterin Luisa Tondini, die die Post kontrolliert, wurde einst von Berlusconi in den Staatsfunk Rai entsandt.

Egal, irgendwo muss Renzi anfangen mit dem Aufräumen. Um populistisch auf Sparsamkeit zu machen, bekommen die Frauen gleich einmal weniger als die Hälfte an Tantiemen als ihre Vorgänger. Es stimmt, alle Damen sind begütert. Aber das Zeichen ist verheerend. Ferdinand Piëch wäre das nicht passiert, er streift als VW-Präsident jedes Jahr mehr ein. Im Vorjahr 1,2 Millionen Euro. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 16.4.2014)