"Da steht eine Moschee neben der anderen, dazwischen Halal-Geschäfte": Vilimsky sorgt sich, dass es in Wien bald aussieht wie in Antwerpen.

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STANDARD: Sie verlangen von Wiens Bürgermeister einen Erlass, dass an den Schulen weiterhin das Schnitzel angeboten werden muss – vom Kalb oder vom Schwein?

Vilimsky: Mir geht es darum, dass eine hier gewachsene Esskultur nicht zurückgedrängt werden darf – aufgrund einer Einwanderungspolitik, die immer forscher in hier gewachsene Kulturen eingreift. Der Speiseplan ist nur ein Thema.

STANDARD: Frankreichs Front-National-Chefin Marine Le Pen will in den Schulkantinen Menüs mit Schweinefleisch gewährleisten – setzen Sie im Wahlkampf nun auch auf antimuslimische Reflexe?

Vilimsky: Überhaupt nicht. Aber es kann nicht sein, dass wir uns als Gastgeber danach zu richten haben, was Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen bevorzugen. Von mir aus kann man zusätzlich vegetarisch anbieten.

STANDARD: Sie wollen von der Union ein "Leitkulturbild" ohne Zuwanderungspolitik, die "der islamischen Welt Tür und Tor offenhält" – wo ist das derzeit der Fall?

Vilimsky: Quer durch Europa sieht man doch, wie ganze Stadtteile ihren gewachsenen Charakter verloren haben. Dort gibt es nicht einmal mehr Restspuren der autochthonen Kulturen. Ich sehe auch bei uns die Gefahr, dass das enden könnte wie in den Pariser Banlieues. Oder wie in Antwerpen: Da steht eine Moschee neben der anderen, dazwischen Halalgeschäfte. Das, was an flämischer Kultur da war, ist jetzt ausradiert. Es ist also ein legitimes Begehren, dass man die Wiener in der Stadt nicht zur Minderheit werden lässt.

STANDARD: Sie haben einmal versprochen: "Wir werden dafür kämpfen, dass unsere Kinder nicht in Richtung Halbmond geschult werden." Wie denn?

Vilimsky: Das Zitat ist mir nicht erinnerlich. Mir geht es darum, dass der christliche Charakter im Sinne einer identitätsstiftenden Komponente gewährleistet bleibt. Es kann nicht sein, dass wir in unseren Klassenzimmern dazu angehalten werden, das Kreuz abzunehmen – auf Wunsch mancher, die zugewandert sind und es als Belästigung empfinden.

STANDARD: Sollen die Kreuze also hängenbleiben – egal, wie viele Christen, Muslime und Schüler ohne Bekenntnis drinnen sitzen?

Vilimsky: Das ist im Konkordat präzise geregelt: Wenn die Mehrheit der Schüler christlichen Glaubens ist, ist ein Kreuz in der Klasse anzubringen – und dann soll der Forderung nach einer Abnahme auch nicht nachgegeben werden.

STANDARD: Seit wann ist Ihnen der Christenschutz so wichtig?

Vilimsky: Angesichts von Staaten, in denen Christen kategorisch verfolgt, ermordet, abgeschlachtet werden, darf man vor derartigen Missständen nicht die Augen verschließen. Mit solchen Ländern sollte man keinen Handel treiben.

STANDARD: Sie wollen Embargos?

Vilimsky: Es ist zumindest ein Gebot des politisch-moralischen Anstandes, mit solchen Ländern nicht derart regen Handel zu betreiben, als ob nichts wäre.

STANDARD: Ihre Partei affichiert derzeit Plakate mit dem Spruch: "Türkei nicht dabei" – soll sie für immer und ewig draußen bleiben?

Vilimsky: Für mich ist die Türkei geografisch gesehen kein europäisches Land. Sie hat ein komplett anderes Kulturverständnis als das hier übliche. Auch eines, dem Wertschätzung entgegenzubringen ist, keine Frage. Aber anders als in Europa gibt es dort auch Probleme mit den Menschenrechten und der Meinungsfreiheit.

STANDARD: Was soll die Union tun, um die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer zu lindern?

Vilimsky: Dazu kommt es vor allem wegen der Wirtschaftsflüchtlinge, die vermeinen, in Europa eine bessere Zukunft zu finden. Die Union kann aber nicht ihre Tore für diese Menschenströme öffnen in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau ist und die Sozialsysteme angespannt sind. Daher braucht es Hilfsprojekte vor Ort – und Erstaufnahmenzentren, für jene, die Schutz und Asyl brauchen. Damit die Menschen erst gar nicht in die kleinen Boote in Richtung Lampedusa steigen.

STANDARD: Warum sollten die Staaten, oft keine ausgereiften Demokratien, zustimmen, dass die Union auf exterritorialem Gebiet solche Zentren errichtet?

Vilimsky: Die Union pumpt derart viel an Hilfen dorthin, da wird sie gegenüber diesen Staaten einmal Zähne zeigen können – und in der Lage sein, das zu verhandeln.

STANDARD: Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders, mit dem Sie fraktionieren wollen, hat bei einer Veranstaltung die Leute gefragt, ob sie „mehr oder weniger Marokkaner“ wollen. Für Sie tragbar?

Vilimsky: Nicht, wenn es generalisierend gemeint ist. Mir wurde aber bestätigt, dass Wilders das auf kriminelle Marokkaner bezogen hat – und gegen Kriminelle zu argumentieren ist in Ordnung.

STANDARD: So ist das Zitat aber nicht überliefert. Die Zuhörer haben skandiert: "Weniger! Weniger!"

Vilimsky: In den Medien wird vieles kolportiert. Bei den kriminellen Marokkanern geht es ja nicht um Gentleman-Kriminalität, sondern um Drogenhandel, Prostitution und Bandenbildung. Dass man das nicht im Land haben möchte, ist aus meiner Sicht nachvollziehbar.

STANDARD: Warum sind Sie eigentlich kein Burschenschafter?

Vilimsky: Sie sehen, man kann in der FPÖ durchaus bestehen, ohne dem burschenschaftlichen Milieu anzugehören.

STANDARD: Mensuren haben Sie nie gereizt?

Vilimsky: Ich habe in meinem Leben nichts ausgelassen: Ich war Eistauchen, Fallschirmspringen, bin sieben Tage mit dem Motorrad durch die Wüste gefahren ...

STANDARD: ... und nicht zu vergessen, Ihr Selbsttest mit dem umstrittenen Elektroschocker.

Vilimsky: Richtig! Aber eine Mensur ist eher nichts für mich. Mit scharfer Klinge möchte ich einfach nicht fechten. Ich schätze alle Burschenschafter, die ich kenne, als Ehrenmänner.

STANDARD: Werden Sie auch als EU-Mandatar "die Zocker von der Ostküste" weiterhin für die globale Krise verantwortlich machen?

Vilimsky: Mir geht es darum, die Aberwitzigkeiten im Bereich der internationalen Finanzwirtschaft zu kritisieren – nicht nur an der US-amerikanischen Ostküste, auch in der City of London. Das habe ich oft genug erwähnt.

STANDARD: Der Begriff "Ostküste" wird aber gern benutzt, um antisemitische Vorurteile zu bedienen?

Vilimsky: Ich will auf nichts Antisemitisches anspielen, und mir ist auch nicht begreiflich, wie Sie darauf kommen.

STANDARD: Können Sie uns erklären, worin der Unterschied liegen würde, wenn uns Andreas Mölzer dieses Interview gegeben hätte?

Vilimsky: Da würden wir jetzt noch eine Stunde dasitzen, um das zu erörtern. (Karin Riss, Nina Weißensteiner, 16.4.2014)