Alpbach - Verkehrsminister Hubert Gorbach (F) hat am Donnerstagabend einen neuen "Generaltelematikplan" für Österreich nach Vorbild des Generalverkehrsplans (GVP) angekündigt. Autofahrer sollen künftig via Anzeigetafeln auf den Autobahnen, via Autoradio oder via Handy mit Informationen über Staus, Nebel, Unfälle oder andere Gefahren- oder Behinderungsquellen informiert und gegebenenfalls zur Reduktion der Geschwindigkeit oder gar zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr aufgefordert werden.

Unfälle um fünfzig Prozent senken

Gorbach hofft, damit die Zahl der Straßenunfälle um mehr als 50 Prozent senken und künftig auch Staus vermeiden zu können. Auf diese Weise könne laut Untersuchungen auf der bestehenden Infrastruktur bis zu 15 Prozent mehr Verkehr bewältigt werden, sagte der Verkehrsminister bei den Technologiegesprächen am Europäischen Forum Alpbach Donnerstagabend vor Journalisten.

In Alpbach wurde dazu eine neue Arbeitsgemeinschaft präsentiert - ein Austria Traffic Telematics Cluster, kurz ATTC. Derzeit sind 15 namhafte Unternehmen an dem Unternehmen beteiligt, darunter die Autobahngesellschaft Asfinag, die ÖBB, der ORF, der ÖAMTC, Siemens, DaimlerChrysler, Kapsch, die Mobilkom und T-Mobile. Im Cluster soll eine neue Plattform geschaffen werden, über die in Zukunft Informationen erfasst und an den Verkehrsteilnehmer weitergeleitet werden sollen.

Zweites Netz der Kommunikation

Der Präsident von ATTC und Asfinag-Chef Walter Hecke sprach am Donnerstagabend von einem "zweiten Netz der Kommunikation über dem Betonnetz". Bis 2008 soll das Verkehrsmanagementsystem samt Erfassung und neuen Warnschildern auf den Autobahnen flächendeckend stehen: Im Endausbau sollen rund 1.400 Kameras den Verkehr beobachten und Anzeigen auf über 800 neuen Überkopfbrücken den Verkehr beeinflussen.

Außerdem soll auch mit den Nachbarländern stärker zusammengearbeitet werden, um künftig nicht mehr nur nationale Autobahnen, sondern Verkehrskorridore managen zu können. "Wenn wir nicht wissen, wie viel da kommt, können wir uns aufhängen", meint Hecke.

"Straßenverkehr flüssig halten"

Ziel sei es, "den Straßenverkehr flüssig zu halten" und dadurch einen schnelleren und sicheren Verkehr von A nach B ermöglichen. Die sei nicht nur für die Autofahrer, sonder auch für die Einnahmen der Asfinag von Bedeutung. "Wenn wir ab nächstem Jahr die kilometerabhängige Lkw-Maut haben werden, nehmen wir nur Geld ein, wenn der Verkehr fließt", betonte Hecke.

Auch die Mobilfunker sehen in den Telematikanwendungen eine neue Einnahmenquelle. "Wir werden aus diesen Daten Services machen", kündigte Mobilkom Austria-Chef Boris Nemsic an. In jedem Auto sei heute bereits mindestens ein Handy vorhanden, sagte T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl. Schon jetzt bieten die Mobilfunker Verkehrsinformation und Staukameras an.

Hohe Zugriffszahlen

Die Mobilkom habe mit ihrem Service ohne Werbung bereits fünfstellige Zugriffszahlen erzielt, betonte Nemsic. Das diese Services künftig etwas kosten würden, sei klar. "Die sieben Mio. österreichischen Mobilfunkkunden werden aber schon ihre Dienste wählen, die ihnen etwas nützen", so der Mobilkom-Chef.

Siemens Österreich hofft durch diese Initiative, in diesem Bereich im eigenen Konzern künftig die Nase vorne zu haben. Schon jetzt arbeiteten 4.000 Mitarbeiter von Siemens Österreich an Kommunikationslösungen. Diese Arbeitsplätze könnten dadurch abgesichert werden, sagte Siemens-Vorstand Brigitte Ederer. (APA)