Canberra - Nach dem britischen Skandal um angeblich bewusst übertriebene Geheimdienstberichte in Sachen Irak hat nun auch ein Exmitarbeiter des australischen Nachrichtendienstes der Regierung in Canberra vorgeworfen, die Bedrohung verzerrt dargestellt zu haben. Damit habe Premier John Howard die Teilnahme australischer Soldaten am Irakkrieg zu rechtfertigen versucht, erklärte John Wilkie am ersten Tag einer parlamentarischen Untersuchung.

Ein aus Abgeordneten beider Parlamentskammern bestehender Ausschuss soll klären, welche Geheimdienstinformationen der Entscheidung der Regierung zugrunde lagen. Wilkie sagte dem Ausschuss am Freitag, dass die Regierung ihr zugeleitetes Geheimdienstmaterial zu politischen Zwecken frisiert habe. "Das Material ging direkt von der (Geheimdienst-Auswertungsstelle) ONA an das Büro des Ministerpräsidenten, und dort kam es zu den Übertreibungen", gab er zu Protokoll. Wilkie arbeitete als Geheimdienstanalytiker. Er quittierte im März seinen Dienst aus Protest gegen die Irakpolitik der Regierung.

Howard erklärte am Freitag, aus damaliger Sicht sei die Einschätzung richtig gewesen. Er wies den Vorwurf zurück, das Geheimdienstmaterial im Sinne der Regierung manipuliert zu haben. (AP/DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.8.2003)