Rom/Salzburg - Der Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, der im Oktober Chef der Scala wird, gerät wegen des Verkaufs von sechs großen Opern aus Salzburg an das Mailänder Opernhaus ins Visier des italienischen Kulturministeriums. Das Ministerium hat den Scala-Aufsichtsrat gebeten, einen Bericht über den Deal zu verfassen, teilte der Mailänder Bürgermeister Giuliano Pisapia mit.

"Heikle Diskussion"

"Eine sehr heikle Diskussion ist im Gange. Viele Aspekte müssen vertieft werden. Das Kulturministerium hat einen Bericht über den Fall gefordert", berichtete Pisapia, Präsident der Stiftung, die die Scala kontrolliert. Der Bürgermeister wollte die Frage nicht beantworten, ob er die Designierung Pereiras, dessen Vertrag als Scala-Intendant am 1. Oktober in Kraft tritt, in den Raum stelle. "Wir haben Pereira um einen Bericht mit den Dokumenten über den Opern-Kauf gebeten, den wir dem Ministerium vorlegen wollen. Wir können jetzt nicht voreilig urteilen. Die Situation ist heikel", so Pisapia nach Medienangaben am Ende einer dreistündigen Sitzung des Scala-Aufsichtsrats.

Pereira hat sechs große Opern von Salzburg für sein künftiges Opernhaus übernommen. Damit sorgte er für einen leichten Überschuss im Festspielbudget des Jahres 2013. "Ich hätte meine Produktionen an andere Theater für mehr Geld verkaufen können. Die Scala hat ein Geschäft gemacht", hatte Pereira im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Samstag betont.

Pereira hatte sich über die Aufregung rund um den Verkauf der Salzburger Produktionen an die Scala nicht überrascht erklärt. "Es gibt Personen, die auch nicht resigniert haben, nachdem ich zum Scala-Intendanten ernannt worden bin. Nachdem sie gegen (den noch amtierenden Scala-Intendanten, Anm.) Stephane Lissner agitiert haben, waren sie sicher, dass sie seine Stelle erobern würden, ohne sie verdient zu haben. Bis jetzt haben sie es nicht geschafft", kommentierte Pereira.

Über Deal mit Salzburg nicht informiert

Pereira ist indessen am Montag vor dem Aufsichtsrat des Mailänder Theaters erschienen, um den Verkauf der sechs Opern aus Salzburg zu erläutern. Eine Stunde lang berichtete Pereira dem Aufsichtsrat, wie italienische Medien mitteilten. Die Informationen sollen an das italienische Kulturministerium weitergeleitet werden.

Das Ministerium hatte den Scala-Aufsichtsrat gebeten, einen Bericht über den Deal mit Salzburg zu verfassen, teilte der Mailänder Bürgermeister Giuliano Pisapia mit. Noch unklar ist, ob bereits Verträge über den Verkauf der Opern abgeschlossen worden seien. Der Scala-Aufsichtsrat sei laut italienischen Medien jedenfalls nicht darüber informiert worden und habe lediglich aus Medienberichten davon erfahren.

Bis Ende September bleibt der französische Intendant Stephane Lissner im Amt. Dieser habe bisher die Verträge für einige Sänger unterzeichnet. Pereira ist bis Oktober als "technischer Berater" des Theaters im Einsatz, um die kommenden Spielzeiten zu planen. Der Scala-Aufsichtsrat tagt wieder am 12. Mai. Im Mai soll auch die nächste Saison vorgestellt werden.

Die Scala hat das Jahr 2013 mit einer ausgewogenen Bilanz abgeschlossen. Das Mailänder Opernhaus meldete einen Überschuss von zwei Millionen Euro. Das Resultat ist hauptsächlich Einsparungen zuzuschreiben, wie am Montag aus dem Aufsichtsrat verlautetete. (APA, 14.4.2014)