Tokio - Das Verbot durch den Internationalen Gerichtshof lässt Japans Walfangindustrie offenbar kalt: Trotz der richterlichen Entscheidung vor zwei Wochen (derStandard. berichtete) halten sich die japanischen Behörden die Möglichkeit offen, den Walfang in den kommenden Jahren wieder aufzunehmen. Ein Vertreter der Fischereibehörde sagte am Montag, über die Pläne für die Jagdsaison 2015/2016 und darüber hinaus sei "noch keine Entscheidung" getroffen worden.

Ende März hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag Japan den Walfang im Antarktischen Ozean verboten. Zur Begründung hieß es, dieser diene kommerziellen und nicht wissenschaftlichen Zwecken. Japan zeigte sich "zutiefst enttäuscht", kündigte aber an, das Urteil zu befolgen und den Walfang zumindest in diesem Jahr einzustellen.

Verdächtige Dokumente bei US-Gerichten eingereicht

Am Wochenende warf die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Japan jedoch vor, das Forschungsprogramm zu überarbeiten, um das Verbot umgehen zu können. Das gehe aus Schriftsätzen hervor, die das japanische Walforschungsinstitut ICR bei US-Gerichten eingereicht habe, um einstweilige Verfügungen gegen Sea Shepherd in den USA zu erreichen. Das ICR wollte sich am Montag nicht zu den Vorwürfen äußern.

Japan hatte sich stets auf die Wissenschaft berufen, um ein 1986 verhängtes Verbot des kommerziellen Walfangs zu umgehen. Allerdings macht Tokio keinen Hehl daraus, dass das Fleisch getöteter Wale in Japan verzehrt wird. (APA/red, derStandard.at, 14.04.2014)