Frankfurt/Main - Das ostafrikanische Binnenland Ruanda ist mit rund 26.000 Quadratkilometern kleiner als Belgien. An Ruanda, das knapp südlich des Äquators liegt, grenzt im Osten Tansania, im Norden Uganda. Im Süden schließt sich Burundi an, im Westen Kongo. Ruanda zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.

Mehr als vier Fünftel der schätzungsweise fast acht Millionen Ruandesen gehören dem Bantuvolk der Hutu an, gut 15 Prozent sind Angehörige der Tutsi. Die Ackerbau betreibenden Hutu wandern etwa ab dem 7. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Ruanda ein. Im 15. Jahrhundert folgt das nilotisch-hamitische Hirtenvolk der Tutsi, das eine aristokratische Herrschaft über die Hutu errichtet und damit die Grundlage für den ethnischen Konflikt legt, der Ende der 20. Jahrhunderts im Genozid eskaliert.

1884/85 wird auf der Berliner Kongo-Konferenz das bis dahin kaum bekannte Königreich Ruanda dem deutschen Kaiserreich zugeordnet, aber erst 1894 durchquert Oberleutnant Gustav Adolf Graf von Götzen mit einer Expedition Afrika von Ost nach West und hält sich dabei vom 2. Mai bis 26. Juni als erster Europäer in Ruanda auf. 1916 endet mit dem Einmarsch belgischer und britischer Truppen in Ruanda die deutsche Kolonialherrschaft. 1923 erhält Belgien ein Völkerbundsmandat, ab 1945 wird Ruanda UN-Treuhandgebiet. 1957 helfen die "Weißen Väter" bei der Abfassung und Veröffentlichung des "Hutu Manifests" mit dem Ziel der Emanzipation der Hutu-Mehrheit.

1959 beendet ein Hutu-Aufstand die Vorherrschaft der Tutsi-Minderheit, 1961 übernehmen die Hutus die Führung. Ein Jahr später erlangt Ruanda die Unabhängigkeit, die Spannungen zwischen den Volksgruppen halten an. 1990 beginnt mit dem Einmarsch der von Uganda unterstützten Tutsi-Rebellen der Patriotischen Front Ruandas (FPR) ein Bürgerkrieg, dem zwar in den kommenden Jahren diverse Friedensverträge folgen. Diese können jedoch die blutigen Massaker von 1994 nicht verhindern: Nach dem durch Schüsse ausgelösten tödlichen Flugzeugabsturz der Staatschefs von Ruanda und Burundi, Juvenal Habyarimana und Cyprien Ntaryamira, kommt es zum Völkermord extremistischer Hutu an Tutsi und moderaten Hutu.

Laut einem Regierungsbericht von 2002 verlieren mehr als eine Million Ruandesen ihr Leben, bevor die FPR des heutigen Präsidenten Paul Kagame im Juli 1994 die Hutu-Regierung stürzt und den Massakern ein Ende bereitet. Noch im gleichen Monat wird eine Regierung der nationalen Einheit gebildet. Dennoch kommt es auch in den Folgejahren immer wieder zu Kämpfen und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung.

Das Volk wird von einer Übergangs-Nationalversammlung vertreten. Die erste Präsidentenwahl am 25. August gewinnt Paul Kagame haushoch, eine Parlamentswahl steht im September an. (APA/AP/red)