Wiesbaden - Der Höhenflug des Euro, der Irak-Krieg und die ostdeutschen Metallstreiks haben die deutsche Wirtschaft erneut schrumpfen lassen. Zum dritten Mal in Folge war die volkswirtschaftliche Leistung rückläufig. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im zweiten Quartal 2003 real um 0,1 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten zurück.

Dies berichtete das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden und bestätigte damit erste Schätzungen. Die erste Jahreshälfte fiel um 0,1 Prozent schlechter aus als zwölf Monate zuvor.

Bremsklotz Aussenhandel

Der Außenhandel war im 2. Quartal für den Exportweltmeister Deutschland ungewohnterweise der größte Bremsklotz. Die Ausfuhren gingen im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 2,3 Prozent zurück. Der starke Euro im Vergleich zum Dollar, die Produktionsunterbrechungen bei den Autoherstellern durch die Streiks in Ostdeutschland und die schwache Weltkonjunktur würgten den deutschen Exportmotor ab.

Die Abnahme bei den Einfuhren fiel mit 1,1 Prozent weniger stark aus. Dies war die Gegenbewegung zum Jahresbeginn, als wegen des damals drohenden Irak-Krieges die Öleinfuhren nach oben schnellten. Der Rückgang wurde jedoch vom starken Euro abgeschwächt, da Importe im Vergleich zu deutschen Waren günstiger wurden.

Dürftige Inlandsnachfrage

Die dürftige inländische Nachfrage konnte den negativen Außenbeitrag nicht wettmachen. Die privaten Konsumausgaben blieben in Vergleich zum 1. Vierteljahr unverändert. Die Konsumausgaben des Staates legten dagegen um 1,3 Prozent zu. Leicht stützende Impulse kamen von den Bauinvestitionen, die 0,3 Prozent besser ausfielen.

Gleichermaßen stiegen die Investitionen in sonstige Anlagen - unter anderem wird darunter Software gefasst. Wegen der schwachen Auftragslage der Industrie im zweiten Quartal blieben die Ausrüstungsinvestitionen um 0,1 Prozent zurück.

BIP real gesunken

Auch im Jahresvergleich fiel das BIP real um 0,6 Prozent schlechter aus, nach einem Plus von 0,4 Prozent im ersten Quartal. Allerdings gab es im 2. Quartal einen Arbeitstag weniger als vor Jahresfrist. Unter Ausschaltung dieses Kalendereffekts hätte es nur eine Rückgang von 0,2 Prozent gegeben.

Vor allem die kriselnde Baubranche blieb ein Belastungsfaktor. Ihre Bruttowertschöpfung ging um 4,9 Prozent zurück. In der Industrie gab es ein Minus von 1,5 Prozent. Den stärksten Zuwachs mit 0,8 Prozent verzeichneten Handel, Gastgewerbe und Verkehr. (APA/dpa)