Paris - Paris und London haben sich darauf geeinigt, die
Abstimmung im UN-Sicherheitsrat zur Aufhebung der Sanktionen gegen
Libyen auf einen unbestimmten Zeitpunkt zu verschieben. Dies teilte
ein Sprecher des französischen Außenministeriums am Donnerstag in
Paris mit. Hintergrund ist das Drängen Frankreichs auf höhere
Entschädigungszahlungen Libyens für die 170 Opfer eines Anschlags auf
den Flug UTA 772 von Brazzaville nach Paris vor vierzehn Jahren. Der
Einigung seien Gespräche des französischen Außenministers Dominique
de Villepin mit seinen Amtskollegen aus Großbritannien, Jack Straw,
und den USA, Colin Powell, vorausgegangen.
Nachdem Libyen kürzlich formell die Verantwortung für den
Lockerbie-Anschlag vom Dezember 1988 übernommen hatte, legte
Großbritannien dem Weltsicherheitsrat in New York am vergangenen
Montag einen Resolutionsentwurf zur Aufhebung der 1992 verhängten
UN-Sanktionen gegen Libyen vor. Frankreich drohte damit, im
Sicherheitsrat sein Veto einzulegen, wenn die Zahlungen an die
Angehörigen der Opfer zuvor nicht deutlich erhöht würden.
Für den Lockerbie-Anschlag hatte Libyen Entschädigungszahlungen
von insgesamt 2,7 Milliarden US-Dollar (rund 2,4 Milliarden Euro)
versprochen. Bei der Explosion einer Maschine der US-Fluggesellschaft
PanAm über Schottland waren 270 Menschen ums Leben gekommen.
Im Fall des Anschlages auf den UTA-Flug hat sich Libyen bisher zur
Zahlung von insgesamt etwa 33 Millionen Dollar an die Familien der
Opfer verpflichtet, was durchschnittlich höchstens 195.000 Dollar pro
Opfer entspricht. (APA/dpa)