Wien - Mit der Einführung der neuen ADSL-Technologie, die es ermöglicht, über die normale Telefonleitung mit hohen Übertragungsraten und ohne das Telefon an sich zu stören im Internet zu surfen, hat Chello seine bisherige quasi Monopolstellung als Breitband-Internetprovider verloren. Kein Nachteil Doch sieht man bei Chello in dieser Entwicklung nicht unbedingt einen Nachteil: Sobald die Telekom das ADSL-Netz auch für andere Provider freigibt - wie DER STANDARD berichtete, sind diesbezügliche Verhandlungen mit der ISPA, dem österreichischen Verband der Internet-Provider, bereits im Laufen -, wird Chello seine Dienste nicht mehr wie bisher ausschließlich über das Telekabel-Netz, sondern auch via ADSL anbieten. Damit eröffnen sich der UPC-Tochter plötzlich völlig neue Märkte, die allfällige Verluste von Kunden, die vom Internet per Telekabel zu einem anderen ADSL-Provider abwandern, mehr als nur wettmachen dürften. Da das Telekabel-Netz deutlich leistungsfähiger ist als ADSL - das für das Fernsehen notwendige Koax-Kabel verkraftet laut Chello-Marketingdirektor Reinhard Posch etwa die vierzigfache Bandbreite eines Telefonkabels -, dürfen sich Chello-Kunden, die auf diesem Netz bleiben, in den nächsten Jahren auf etliche neue, spannende Zusatzdienste freuen. UPC als europaweiter Kabel-TV-Anbieter wird noch heuer mit dem digitalen Fernsehen starten, über das schon der normale Telekabel-Kunde weit über hundert Kanäle empfangen können wird. Chello-Anwender kommen in den Genuss weiterer Hunderter Fernsehsender, die ihr Programm via Internet ausstrahlen. Noch hält sich die Übertragungsqualität dieser Sender in Grenzen, aber Posch ist optimistisch, dass schon in wenigen Jahren Internet und Kabel-TV soweit miteinander verschmolzen sein werden, dass es für den Konsumenten keinen Unterschied mehr macht, ob er eine Sendung aus dem Kabel-Netz oder via Internet sieht. Dreifaches Spiel Bei UPC heißt das Motto "Triple Play", denn auch das Telefon wird verstärkt in das Kabel-Angebot eingebunden. Schon jetzt kann man über "Priority" auf dem Fernsehkabel telefonieren, in der Zukunft wird, so wie beim Fernsehen, dank "Voice Over IP" alternativ per Internet telefoniert werden können, ohne dass der Kunde qualitative Unterschiede bemerkt. Und für all diese neuen Dienste soll nicht einmal ein Computer benötigt werden: Noch heuer wird Chello für Telekabel-Kunden eine Settop-Box auf den Markt bringen, die es erlaubt, über eine kabellose Infrarot-Tastatur und den Fernsehapparat im Internet zu surfen und E-Mails zu verschicken. (Uwe Fischer-Wickenburg)