Wien -  "Die Bilder", sagt Norbert Kettner, "sind unbezahlbar." Wiens Tourismusdirektor sagt das nicht erst seit heuer. Er ist auch nicht der Einzige, der weiß, dass Aufnahmen "touristisch relevanter" Ziele, die von vor Gesundheit strotzenden, aktiven Menschen dekoriert werden, Gold wert sind. Darum sind Zuspielungen oder Erklärungen der Sehenswürdigkeiten aus dem Off längst Standard jeder Sportübertragung. Egal, ob Tour de France, Fußball-WM oder Marathon.

Denkt Kettner an den VCM, gerät er ins Schwärmen: "Wien hat den schönsten Marathon der Welt. Er führt an allen Highlights vorbei. Ein Traum!" Auch traumhaft: Der Lauf verschaffe Wien heuer ein Nächtigungsplus von 80.000. Das ergibt sich aus der Zahl der Läufer aus dem Ausland (11.600) samt Begleitpersonen. Wien geht von einer pro zwei Läufer aus. Das ist konservativ geschätzt. Berlins Marathonmacher geben das Verhältnis mit eins zu eins an.

Durchschnittlich bleiben Sportreisende drei Nächte. Addiert man 17.000 Nicht-Wiener Läufer, Presse, Funktionäre und Anbieter hinzu, kommt man auf 80.000. Kettner: "Das ist die Jahresnächtigungszahl dänischer Gäste in Wien." Im Schnitt lässt ein Gast pro Tag 270 Euro in Wien.

"Sportreisen sind das am stärksten wachsende Segment der Reisebranche", sagt Andreas Perer. Er bietet seit vier Jahren Laufreisen an. Zum einen unter der Marke "Runners Unlimited" für Ruefa, zum anderen unter "Eybl Reisen" für die Sportartikelkette.

Genaue Zahlen nennt Perer nicht. Etliche Tausend Läufer habe er schon schwitzen geschickt. Die "Big Six" (New York, Chicago, Boston, Berlin, London und Tokio) hat er ebenso im Portfolio, wie "kleinere, aber umso schönere Läufe". Wer bucht, kauft ein "Carefree"-Paket: Nur Laufen muss man selbst, die schwierigste Hürde schnupft das Reisebüro. Bei den berühmten Marathons ist es individuell de facto unmöglich, einen Startplatz zu ergattern. Reiseanbieter aber können vorab Kontingente kaufen. "Die Nachfrage steigt ständig." 42 Kilometer sind überall 42 Kilometer, "aber mir die schönsten Plätze, Orte und Straßen einer eigens für mich gesperrten Stadt zu erlaufen - das ist einmalig," sagt Perer. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 12./13.04.2014)