Bild nicht mehr verfügbar.

Richard Lugner.

Foto: APA/Fohringer

Ostern naht, eine Jahreszeit erhöhter Spiritualität hält uns in ihren Klauen. In "Österreich" versprach Baumeister Richard M. Lugner: "Ich halte mein Spatzi versteckt", was von Wolfgang Fellner schamlos unterlaufen wurde, indem er selbiges Spatzi als Erotik-Model abbilden ließ, nicht ohne zu enthüllen, wo kaum noch etwas zu enthüllen war: So tickt Lugners neues "Spatzi".

Vom tickenden Spatzi zum singenden Pfarrer war es in diesem aufgeheizten Klima nicht weit. Neuer Pfarrer mit goldener Kehle - unter diesem Titel berichtete der "Kurier" vom Schicksal eines Geistlichen, den weder sein Goldkehlchen noch die Errichtung einer Grotte nach Vorbild des Wallfahrtsortes Lourdes im steirischen Unterlamm vor dem Schicksal der Auswanderung bewahrte. Den Unterlämmern und Unterlämmerinnen war das Glockengeläut ihres Hirten zu laut. Da half weder die mystische Grotte noch der schönste Gesang, es kam zu Unstimmigkeiten, also wollte Pfarrer Brei einen Neustart. Sein Start-up verlegte er ins Blaufränkischland, wo der vielseitige Gottesmann die Pfarren Neckenmarkt und Deutschkreutz seit 1. April mit Brei versorgt.

Aber nicht nur. Neben dem Singen hat er in Unterlamm auch Tausende Gläubige mit einer Reliquie, einem Gebein der Heiligen Bernadette Soubirous, gesegnet. "Die Leute sind aus ganz Österreich angereist", erzählte er, nur die lärmempfindlichen Unterlämmer und Unterlämmerinnen ließen sich nicht vom Gebein der Heiligen Bernadette Soubirous noch vom Gesang des Reliquienbesitzers von ihrer Abneigung gegen den Glockenlärm abbringen. Vielleicht bereuen sie den Rückgang des Fremdenverkehrs schon. Denn die laut Pfarrer Brei in Österreich einzigartige Gebeinsreliquie, die in seinem Privatbesitz steht, hat er in den neuen Pfarrverband mitgebracht.

Beim Heurigen habe er den einen oder anderen Rebensaft aus dem Blaufränkischland verkostet, ließ der Herr Pfarrer dem "Kurier" gegenüber seine Vielseitigkeit erkennen. "Ein guter Tropfen ist sehr wichtig. Das erste Wunder, das Jesus getan hat, ist das Weinwunder. Damit zeigt sich Gott auch als Mensch", gab er sich optimistisch, aber nicht ohne die Werbebotschaft der frohen Botschaft zu relativieren: "Das ist keine Alkoholwerbung."

Wer jahreszeitlich bedingt mehr Interesse an Reliquien hat, musste aber am Sonntag die "Krone bunt" aufschlagen, wo die bevorstehende Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. Anlass zu einer tiefgründigen Einführung in die Reliquienverwaltung lieferte. Diese gibt es in drei Klassen. In die erste gehören Körperteile von Johannes Paul II., also etwa Haare oder Blut; in die zweite getragene Kleidungsstücke oder Accessoires; in die dritte Dinge, die mit einer Berührungsreliquie in Berührung gekommen sind. Es gibt also unendlich viele Reliquien, was auf deren Wunderwirkung einen Einfluss hat, der nicht ganz leicht abzuschätzen ist.

Was das Wunder betrifft, das die Heiligsprechung von Johannes Paul II. erfordert, war es kein Problem. Mehr als sechs Jahre nach seinem Tod hatte der Papst 2011 aus dem Jenseits Kontakt zu Floribeth Mora Diaz (50) aufgenommen und sie von einem nicht operablen Aneurysma im Kopf geheilt. Obwohl die neunfache Großmutter im fernen Costa Rica lebt, war die Kontaktaufnahme aus dem Jenseits über sein Bild in der Zeitung kein Problem - wieder ein klarer Fall, in dem Print sich jedem Online-Medium als überlegen erweist.

"In der Früh schaute ich auf sein Bild in der Zeitung", erinnert sich Floribeth, wie die "Krone" die Geheilte in spiritueller Vertraulichkeit nennt, unter Tränen an den Tag: "Ich hörte eine Stimme, die sagte ,Steh auf und habe keine Angst.' Seine beiden Hände kamen aus dem Foto heraus."

Und jetzt aber das Glück! Niemand hätte von dem Wunder erfahren, hätte nicht der polnische Pater Dariusz - wunderbar sind die Wege des Herrn und die polnischer Patres! - seinen Kollegen Pater Donald in Costa Rica besucht und ihm als Geschenk einen Tropfen Blut von Johannes Paul II. mitgebracht. Wie er an diesen Tropfen kam, blieb ungeklärt, aber die Reliquie erster Klasse wurde in Pater Donalds Kirche ausgestellt, wo Frau Diaz sie sah und von ihrer Heilung berichtete.

Die "Krone" ließ den sportlichen Aspekt des Wunders nicht außer Acht. Damit hat Costa Rica den Wettlauf gegen Brasilien, Mexiko, Bolivien und Polen gewonnen, wo es seit dem Tod des Papstes sehr viele angebliche Wunderheilungen gegeben hatte. Nur gut, dass man sie so leicht von den echten unterscheiden kann. (Günter Traxler, DER STANDARD, 12./13.4.2014)