Einer der bezeichnendsten Sätze zum Thema Hypo stand vor zwei Wochen in der Zeit (15/2014). Dort wurde ein Kärntner Mittvierziger und Immer-noch-Haider-Fan namens Mike im Gasthaus "Karawankenblick" befragt, was er denn von dem Skandal halte. Mikes denkwürdiges Statement aber lautete: "Da haben sie wohl a bissale an Schas gebaut."

Das nenne ich Understatement! Jeder Österreicher, der halbwegs bei Sinnen ist, sollte inzwischen wissen, dass die Defraudantenpartie, die jahrelang in Kärnten am Ruder war, keineswegs "a bissale an Schas" gebaut hat, sondern einen veritablen Jahrhundertschas, eine Finanzflatulenz höchster Stufe auf der Beaufort-Skala, die orkanartig gegen die Säulen des ganzen Gesellschaftsgefüges bläst.

Ebenso sollte jedem denkenden Menschen klar sein, dass Österreich heute besser dastünde, wenn der lustige Jörg seine Talente nicht in der Politik ausgelebt hätte, sondern in einem anderen zu ihm passenden Beruf, in dem er weniger Schaden hätte stiften können: als Animateur im Club Méditerranée etwa, als Kebabverkäufer in einer Dönerbude oder als Zirkusclown.

Leider steht aber zu vermuten, dass es in Österreich stets noch Kohorten von Mikes gibt, von Leuten also, die in einer gusseisernen Dodel-Loyalität zu den windigsten politischen Figuren stehen, gleichgültig, was immer die aufführen mögen. Und wenn sich deren Fehlverhalten gar nicht mehr negieren lässt, versucht man es wenigstens noch sprachlich zu minimieren.

Die beste Formulierung zu diesem Zweck ist das "ein bisschen" in all seinen regionalen Varianten ("a bissale", "ein bisserl", "ein bissi" etc.) Die Hypo Alpe Adria? A bissale an Schas. Die Weigerung von ÖVP und SPÖ, einen Hypo-U-Ausschuss einzurichten? Ein bisserl diskussionswürdig. Karl-Heinz Grasser? Immer noch der schönste Finanzminister aller Zeiten, auch wenn er ein bissi sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht war.

Freilich: Es mehren sich die Anzeichen, dass unter dem Dauerbombardement von Skandalmeldungen die österreichische Domestikenmentalität und A-bissale-Haltung inzwischen ordentliche Risse bekommen hat. Massenhafter Bürgersinn erwacht, man will dringend genauer wissen, was unsere sogenannten Leistungsträger und Volksvertreter denn tun und treiben. Ein bissale spät vielleicht, aber besser spät als niemals. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 12./13.4.2014)