Aston Martin füllt den Vantage mit einem Urviech von Motor: Vorn knotzt ein Zwölfzylinder. Was muss man noch wissen? 573 PS. Und, ach ja: 246.357 Euro und 13 Cent

Es ist ein kleines Monster, einer der letzten Zwölfzylinder, ein Dinosaurier, der seine Zeit nur in einem geschützten Reservat überleben wird. Dieses Reservat ist mit Geld umzäunt, es wird von den Reichen und Schönen bewohnt. Vielleicht auch nur von den Reichen. Zum Beispiel: Der Aston Martin V12 Vantage S kostet in Österreich knapp 250.000 Euro.

Foto: nedim husicic

Das muss man sich erst einmal leisten können. Und wollen. Dafür gibt es nur zwei Sitze, einen sehr überschaubaren Kofferraum und äußerst verhaltenen bis gar ­keinen Applaus von jenen, die auch einmal über Vernunft und Ökologisierung, über Verhältnismäßigkeit und den eigenen Fußabdruck reden wollen.

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Was spricht andererseits dafür? Zwölf Zylinder. Das ist einmal ein sehr starkes Argument für all jene, die auf die Wucht einer solchen Motorisierung stehen. Weiters gibt es dazu in direktem Zusammenhang 573 PS. Und der Genießer wird jedes einzelne davon registrieren.

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Um nicht lange um den heißen Brei her­umzureden: Dieser Wagen ist eine Rennmaschine, eher zufällig auch für die zivile Straßennutzung zugelassen. Es ist der schnellste, der stärkste und der brachialste Aston Martin, der je in Serie gebaut wurde. Um den Zwölfzylinder überhaupt unter der ­extraleichten, gestrippten Motorhaube un­terzubringen, wurde dort jeder Millimeter genutzt. Die sechs Liter Hubraum machen sich hier richtig breit, der Motorraum ist ­sozusagen randvoll.

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Nicht dass ein Achtzylinder nicht gereicht hätte, aber Aston Martin-(Ex-)Chef Ulrich Bez ist ein Verrückter im positiven Sinn, ein Begeisterter, einer, der ausprobieren will, der etwas bieten will. Daher auf diesem Platz der fette Zwölfzylinder. Das ergibt insgesamt recht forsche Fahrerlebnisse. Die Beschleunigung von null auf 100 km/h lässt sich in 3,8 Sekunden absolvieren, da hebt es einem die Augenbrauen, mindestens.

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Wenn man wollte und dürfte und dafür ausreichend Platz hätte: Die mögliche Höchstgeschwindigkeit ist mit dreihundertachtundzwanzig km/h angegeben. Das wäre dann richtig schnell.

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Die Beschleunigung ist brutal. Der Sound ist nicht zurückhaltend, sondern lässt zum klassischen Orchester auch noch ein paar Rockgitarren und ein Schlagzeug antreten. Da wird hingebungsvoll musiziert und zu den Geigen kräftig die lange Mähne geschüttelt. Es ist die letzte Lockerung. Die Sportlichkeit steht also an erster ­Stelle, das merkt man auch am Getriebe.

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Es ist ein wenig ruppig, ein automatisiertes ­7-Gang-Getriebe, das unter Druck und hoher Drehzahl seine Vorteile ausspielt, aber schon etwas überholt ist. Ein komfortableres und bequemeres Automatikgetriebe soll bei Gelegenheit nachgereicht werden.

 

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Auch wenn im Vantage V12 S fast alles dem Leistungsgedanken untergeordnet wurde, sitzt man nicht auf Holzsprossen, sondern in edlem Leder, im Innenraum macht Aston Martin kaum Zugeständnisse – schön und gediegen, bei der Materialauswahl kann der Kunde aus dem Vollen schöpfen. Aber selbst in rotem Leder sitzt man hart, das ist und bleibt ein Supersportwagen, entsprechend straff ist das Fahrwerk.

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Dieses Auto ist ein Erlebnis, aber wahrscheinlich der am wenigsten alltagstaugliche Aston Martin. Ein echtes Sammlerstück für diejenigen, die noch einen automobilen Saurier der Neuzeit in ihrem Fuhrpark haben wollen und dafür die Portokasse nicht antasten müssen. (Michael Völker, DER STANDARD Rondomobil, 12./13.4.2014)

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Aston Martin

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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