FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ist offiziell Spitzenkandidat der Freiheitlichen für die EU-Wahl. Diese Entscheidung hat der Vorstand einstimmig bei seiner Sitzung am Mittwoch getroffen, gab Parteichef Heinz-Christian Strache danach bei einer Pressekonferenz bekannt.

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Einsame Doppelspitze:

Ob weise Voraussicht oder nicht: Mit der Entscheidung, Harald Vilimsky zu einem Teil der FPÖ-"Doppelspitze" für den EU-Wahlkampf zu machen, erspart sich die Partei nach dem Aus von Spitzenkandidat Andreas Mölzer wohl die mühevolle Suche nach einer neuen Nummer 1. Mit dem Generalsekretär kann FP-Chef Heinz-Christian Strache einen seiner treuesten Wegbegleiter in die Wahlauseinandersetzung schicken.

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Der 47-Jährige Vilimsky arbeitet seit Jahren für Strache: Erst in der Wiener Landesorganisation, seit 2006 als Generalsekretär der Bundespartei. Bei der Präsentation der "Doppelspitze" hatte Strache noch vom "Libero" Mölzer gesprochen, Vilimksy solle den "Mittelstürmer" geben. Jetzt wechselt der Wiener wohl in die Rolle des Kapitäns, der die ganze Mannschaft in Richtung Urnengang führen soll. Zweifel, dass ihm vielleicht die EU-Expertise fehle, wies Strache schon Anfang Jänner zurück: Seine Partei schicke im Gegensatz zu anderen eben die "erste Garnitur" nach Brüssel.

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Vilimsky wird von den Medien gerne als Straches "Mann fürs Grobe" bezeichnet, wohl auch in Abgrenzung zu seinem Co-Generalsekretär Herbert Kickl, der als der Stratege und Macher im Hintergrund gilt. In Aussendungen bzw. Aussagen gegenüber politischen Gegnern nehmen sich zwar beide kein Blatt vor den Mund. Der akademisch geprüfte PR-Berater ist aber jener Freiheitliche, in dessen Arbeit der Umgang mit den Medien eine zentrale Rolle spielt. Nicht zuletzt in seiner Funktion als Mediensprecher etwa ist er quasi von Amts wegen zuständig für die mitunter rituell anmutende ORF-Schelte der Blauen.

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Im FPÖ-Klub verantwortet der künftige EU-Abgeordnete weiters die Bereiche Inneres und Europa und war langjähriger Sprecher für Verkehr und Infrastruktur. Von seinem Chef Strache wurde er schon einmal als FP-Personalreserve für den Innenminister genannt. Aus der blauen Regierungsbeteiligung wurde indes nach der Nationalratswahl 2013 nichts, und so soll Vilimsky nun das EU-Parlament aufmischen. Schließlich beschreibt er selbst es als eine seiner ureigensten Fähigkeiten, "politisch auf den Tisch hauen zu können".

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2008 unternahm er einen Selbstversuch, um die Wirkung einer Taser-Pistole zu erproben: Ziel seines schmerzhaften Tests war, für die Einführung der umstrittenen Waffe im Strafvollzug zu werben. "Wenn sich ein Politiker freiwillig dazu entschließt, ist es auch einem Häftling zuzumuten", so Vilimksy damals, der nach dem Selbstversuch von einer "interessanten Erfahrung, die ich aber nicht täglich brauche" sprach.

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Die internationalen Vernetzungsbestrebungen der FPÖ wird Vilimsky fortführen können: 2008 und 2009 war er zu Gast bei den Kongressen der umstrittenen "Anti-Islamisierungsbewegung" "Pro Köln". Er selbst verweist auf seine "intensive Reisetätigkeit" über Jahre hinweg.

Ideologisch wird ihm freiheitliche Sattelfestigkeit attestiert. Dass er einst in der Zeitung "Der Völkerfreund" hymnisch der "Sonne des Deutschtums" huldigte (es ging um Deutsch-Chilenen), bezeichnete er später als "poetische Jugendformulierung", meinte aber auch noch 2009 in der "Presse": "Ich stehe zu jedem Satz, den ich geschrieben habe." Die FPÖ bezeichnet er als "Mitte-Rechts"-Partei.

Privat ist von Vilimsky überliefert, dass der verheiratete Vater einer Tochter per Motorrad etwa auch schon die Sahara durchquerte. Weiters isst er gerne Krautfleckerl, gilt als Italienfan und hat ein Faible für irische Musik. (APA, red, derStandard.at, 9.4.2014)

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