Etwa 130 Objekte sind bei der Thonet-Schau zu sehen.

Foto: Grassi Museum

Man kann Michael Thonet (1796 bis 1871) ruhigen Gewissens als ersten Stardesigner der Welt bezeichnen. Immerhin kennt und sieht man vor allem seinen Wiener Kaffeehausstuhl "Nr. 14" noch immer auf dem halben Erdball. Diesen entwarf er im Jahr 1859, also lange bevor Charles und Ray Eames an ihren Meisterstücken tüftelten, Verner Panton seinen Panton Chair endlich zum Stehen brachte oder Philippe Starck seine unselige Zitronenpresse in jeder Gazette und jeder Auslage präsentieren durfte.

Vom Kirchenstuhl bis zur medizinischen Liege

Gerade weil Thonet, der 1856 das Patent für das Biegen von vollständig massivem Holz mithilfe von Wasserdampf, Metallformen und großem Druck erhielt, noch heute bei vielen Zeitgenossen nur für Holzmöbel mit ihrem ganz charakteristischen Swing steht, wird es Zeit, einmal mehr zu zeigen, dass die Firma auch ganz anders konnte - und kann. Und das tut bis September die Schau "Sitzen - Liegen - Schaukeln. Möbel von Thonet" im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Sie präsentiert Thonet anhand von circa 130 Objekten vom Küchenstuhl bis hin zu medizinischen Liegen auch als weltweiten Produzenten von Stahlrohrmöbeln.

Weiters sieht man, wie Designer seit 1945 mit dem traditionsreichen Haus zusammenarbeiteten. Zu diesen Entwerfern gehören Leute wie Verner Panton oder Norman Foster ebenso wie eine junge Riege von Konstantin Grcic bis hin zu Stefan Diez. (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 11.4.2014)