Angenehmes Schlafen ist das Ziel.

Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von András Szigetvari

Geschlossenes Fenster, das geht gar nicht. Dafür gibt es zwei Gründe. Einer hat mit Freiheit zu tun und einer mit bösen Erinnerungen. Zunächst zur Freiheit: Den größten Teil des Tages verbringe ich eingesperrt. In der überfüllten U-Bahn, im stickigen Großraumbüro oder im Konferenzraum. Alles verkraftbar. Denn dem Stadtgrenzenbewohner bringt die Nacht Freiheit. Fenster auf und durchatmen. Beim Einschlafen den Grillen lauschen, mit der Frühlingsbrise träumen. Nun zu den bösen Erinnerungen: Auf jedem Schulschikurs war ich einer von sechs pubertierenden Jugendlichen, die in ein Gemeinschaftszimmer gepfercht wurden. Was wir neben Schweißgeruch und anderer Körperausdünstungen gemeinsam hatten? Große Distanz zu Körperhygiene. Auf die Idee, ein Fenster aufzumachen, ist damals im Winter niemand gekommen. Inzwischen bin ich mein eigener Herr und kippe das Fenster auch im Winter. Mit im Zimmer liegen zwar nicht streng riechende Jugendliche, dafür aber ein kleiner, in der Nacht eifrig verdauender Windelträger.

Kontra
Von Birgit Baumann

Hat man schon jemanden, nach herrlich erquickender Nachtruhe, je ausrufen gehört: "Toll, ich habe geschlafen wie ein Getränkeautomat in einer Bahnhofshalle." Oder wie eine Parkbank an der Hauptverkehrsstraße. Natürlich nicht, denn dort herrschen jene Zustände, die dem Schlaf äußerst abträglich sind. Es ist laut, hell und zugig.

Vielmehr wünschen wir uns zu schlafen wie ein Murmeltier. Das kriecht dazu in seine Kuschelhöhle, und diese hat bekanntermaßen keine Fenster. Ideale Voraussetzungen also, um sich von Dunkelheit und Stille umfangen zu lassen.

Durchs geöffnete Fenster hingegen kommt genau das ins Schlafzimmer, was Mensch und Murmeltier verschreckt: Sonnenstrahlen, Mondlicht, Motorgeräusche, Vogelgezwitscher, im Extremfall eine Silvesterrakete, die Licht, Lärm und Luftzug sogar in peinigender Weise vereint.

Vorbei ist es mit Einschlafen, Durchschlafen, Ausschlafen. Reizüberflutung gibt es am Tag genug. Das Schlafzimmer wird nachts zur Höhle, das Fenster bleibt zu.  (Rondo, DER STANDARD, 11.4.2014)