Es ist also gelungen, bei diesen Besetzungen ein Verhältnis von 8 (SPÖ) zu 1 (ÖVP) zu erzielen, worüber ich mich sehr freue und dir gerne davon berichte." Also schrieb der damalige Begas-Chef Rudolf Simandl 2005 an den "sehr geehrten Herrn Landeshauptmann" Hans Niessl. Das im Kurier veröffentlichte Schreiben lässt tief blicken: In die Unkultur des burgenländischen Energieversorgers, in dem es offenbar üblich war, jeden Posten, bis hin zum Monteur, parteipolitisch zu besetzen.

Im Büro von Landeshauptmann Niessl will man sich an einen solchen Brief freilich nicht erinnern. Und außerdem: Damals habe das Land noch gar keinen Einfluss auf etwaige Postenbesetzungen gehabt. Bleibt da noch die österreichische Realverfassung. Diese lehrt, dass ein Firmenchef wohl gute Gründe dafür haben wird, wenn er akribisch die Parteibücher seiner Angestellten zählt und das gerne dem Landeshauptmann schreibt.

Nun ist Simandl gefeuert und ein Fall fürs Gericht. Hans Niessl wird nicht müde zu betonen, dass er in der Affäre Begas "für volle Transparenz" stehe. Wenn er es ernst meint, muss der Landeshauptmann aufklären: ob der Brief bei ihm gelandet ist und wie er geantwortet hat; ob ein Zusammenhang zwischen der Simandl'schen Farbenlehre und seiner kurz darauf erfolgten Verlängerung bestand; und ob sichergestellt ist, dass gewisse Herr- und Frauschaften den Energieversorger nicht länger als Selbstbedienungsladen sehen. (Petra Stuiber, STANDARD, 8.4.2014)