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Maori-König Te Arikinui Tuheitia Paki am ersten Jahrestag seiner Krönung im Jahr 2007.

Foto: AP Photo/NZPA, Stephen Barker

Die Kiwis, wie sich Neuseeländer in Anspielung auf ihren stark bedrohten Nationalvogel gern selbst bezeichnen, waren schon immer Dickschädel. Maori-König Te Arikinui Tuheitia Paki (58) ist da keine Ausnahme, wie Prinz William und seine Frau Kate bei ihrer ersten großen Auslandsreise mit Söhnchen George erfahren mussten.

Bei ihrer Ankunft in Wellington am Montag gab es zwar jede Menge Hongi, also traditionelle Nasenküsse. Doch den Besuch beim König musste das Thronfolgerpaar schon im Vorfeld streichen. Grund: Tuheitia war empört, dass für den Besuch des Herzogs und der Herzogin von Cambridge nur 90 Minuten eingeplant waren. Der König und seine Entourage seien "keine Faschingsattraktionen", die auf Abruf bereitstünden, ließ das Königshaus der Maori dem Buckingham-Palast und der neuseeländischen Regierung ausrichten.

Im Vergleich zu europäischen Königshäusern hat Neuseeland eine relativ kurze Thron-Tradition. Die Gründung der Königsbewegung Kingitanga 1858 war praktisch Notwehr gegen die britische Krone. In diesem Jahr überstieg die Anzahl von Pakeha, wie zugewanderte Europäer bis heute genannt werden, erstmals die damals 70.000 auf Neuseeland lebenden Maori.

Massiver Thron ohne Bedeutung

Auf "New Zealand History online" und in der "Encyclopedia of New Zealand" ist nachzulesen, dass die Suche nach einem König unter den Clanchefs damals nicht einfach war, weil diese in ihren eigenen Territorien zu tief verwurzelt waren.

Potatau Te Wherowhero, ein Mann mit großem schamanistischem Einfluss, willigte schließlich ein, der erste König von Neuseeland zu werden. Ihm folgten in direkter Linie bisher sechs Oberhäupter. Tuheitia sitzt seit dem Tod seiner Mutter Te Atairangikaahu im Jahr 2006 auf dem Thron. Er hat fünf Schwestern und einen Bruder, ist verheiratet und selbst Vater dreier Kindern.

So massiv der Thron aus Holz auch ist, hat er doch keine rechtliche Bedeutung. Neuseeland gehört dem Commonwealth an, Queen Elizabeth II ist das Staatsoberhaupt. Doch allein die symbolische Bedeutung verleiht König Tuheitia, der früher als Kulturmanager an verschiedenen Universitäten tätig war, viel Macht. Sein Einsatz für die Bewahrung der Maori-Kultur ist auch Antrieb für republikanische Bewegungen, die Queen als Staatsoberhaupt abzuschaffen und den Union Jack aus der Flagge Neuseelands zu verbannen. (Michael Simoner, DER STANDARD, 8.4.2014)