Ein Violonist beim (blinden) Test.

Foto: Stefan Avalos

Paris/Wien – 45 Millionen US-Dollar. Das ist der Ausrufungspreis für eine der raren Violas von Antonio Stradivari, die dieser Tage ­ – natürlich nur im übertragenen Sinn – unter den Hammer kommt. 1964 war das Instrument noch für 81.000 Dollar von der Firma Philips erworben worden, der damals noch das Plattenlabel Deutsche Grammophon gehörte.

Alte Instrumente aus der Werkstatt Stradivaris scheinen also wegen ihres legendären Klangs auch eine erstklassige Wertanlage zu sein. Die Österreichische Nationalbank hat wohl auch aus diesen Gründen in den letzten Jahren gleich 38 historische Streichinstrumente – darunter acht Stradivaris und drei Guarneris – angekauft.

Eine neue Studie im Fachblatt PNAS könnte nun indes für einen gewissen Wertverfall sorgen. Claudia Fritz (Sorbonne, Paris) und Kollegen ließen zehn Soloviolonisten sechs neue und sechs alte Geigen (darunter fünf Stradivaris) unter Konzertsaalbedingungen 75 Minuten lang blind testen. Danach sollten die Geiger das beste Instrument wählen oder besser: jenes Instrument, das sie am ehesten statt ihres eigenen spielen würden.


Video: Sechs alte und sechs neue Violinen im Blindtest (Quelle: Youtube).

Das (statistisch freilich nicht wirklich signifikante) Ergebnis: Die Spitzenmusiker konnten nicht wirklich zwischen alten und neuen Geigen unterscheiden – jedenfalls war das Ergebnis nicht besser, als wenn sie geraten hätten. Insgesamt kriegten die neuen Geigen bessere Bewertungen und sechs von zehn wählten ein bestimmtes neues Instrument zur besten aller Testviolinen. Damit scheint der lange unhinterfragte Mythos von den einzigartigen klanglichen Qualitäten der historischen Instrumente einigermaßen dekonstruiert. (tasch, DER STANDARD, 8.4.2014)