Thomas Huber bewirtschaftet 31 Hektar, 26 davon "direkt hinter dem Haus in Neustift".

Foto: WienWein/Rudi Rumpler

Die Wiener Winzer Rainer Christ, Fritz Wieninger, Thomas Podsednik, Thomas Huber,
Michael Edlmoser, Gerhard J. Lobner (v.l.n.r).

Foto: WienWein/Rudi Rumpler

Das nächste Ziel der Wien-Weingruppe nach dem DAC-Status des Wiener Gemischten Satzes ist, eine Lagen-Klassifizierung für den Wiener Wein ins Leben zu rufen.

Foto: WienWein/Rudi Rumpler

"Er ist mit seinen 22 Jahren der Jungbrunnen in unserer Gruppe", so hieß ihn Fritz Wieninger am Montag, 7. April, öffentlich in der WienWein-Gruppe willkommen: Thomas Huber, laut Eigendefinition "Enkerl vom ehemaligen großen Fuhrgassl-Huber", wurde per 1. März neu in die Top-Liga der Wiener Winzer aufgenommen.

Die WienWein-Gruppe besteht somit nun gemeinsam mit Wieninger (Stammersdorf), Rainer Christ (Jedlersdorf), Weingut Cobenzl (Grinzing), Michael Edlmoser (Mauer) und dem Mayer am Pfarrplatz (Heiligenstadt) aus insgesamt sechs Winzerhäusern.

Etwas verhaltener, dafür kraftvoller

Die Weingüter und -gärten der bisherigen Mitglieder liegen am Bisamberg, Nussberg, Cobenzl, also im Nordwesten und Westen der Stadt sowie in Mauer im Südwesten, das klimatisch schon sehr südlich und fast pannonisch ausgerichtet ist.

Der Fuhrgassl-Huber schließt nun die geographische Lücke in Neustift am Walde, das so Huber ein eigenes Terroir aufzuweisen hat: "Der Einfluss des Wienerwalds - ergo kühlend - ist sehr stark. Die Böden sind weniger kalkreich als am Nussberg und mit einem höheren Lehmanteil auch schwerer, aber auch steiniger durchsetzt." Das bedeutet trotz nur weniger Kilometer Distanz eine langsamerer Ausreifung der Trauben um zwei bis drei Wochen.

Den Neustifter Weinstil beschreibt er als "etwas verhaltener, vielleicht etwas weniger Mineralität, dafür kraftvoller und immer mit einer klaren Säurestruktur". Huber bewirtschaftet 31 Hektar, 26 davon "direkt hinter dem Haus in Neustift". Als er die Verantwortung übernahm, "wollte ich wieder den Wein zum Mittelpunkt unseres Betriebes machen. Ich hab gesagt: Das ist das Ziel, Opa". Für den Heurigen wird eine eigene Schankweinlinie gemacht.

Nächstes Ziel: Lagen-Klassifizierung 

Das nächste Ziel der Wien-Weingruppe nach dem DAC-Status des Wiener Gemischten Satzes ist, eine Lagen-Klassifizierung für den Wiener Wein ins Leben zu rufen. Lagenklassifizierungen haben in Österreich zwar wenig historische Tradition im Gegensatz zu einigen Gebieten in Frankreich oder Deutschland, werden aber von mehreren Winzergruppierungen (Traditionsweingüter, Weingüter der Steirischen Klasseik) immer wieder in die Qualitätsdiskussion eingebracht, da das Herausarbeiten der Güte eines Weingartens der nächste logische Schritt im Qualitätsstreben sei. Die Wiener Lagendiskussion befinde sich laut Michael Edlmoser "derzeit im Stadium der Grundlagenforschung", weshalb man sich zeitlich nicht festlegt.

Das allgemeine Problem der ungenauen Rebflächenkataster - wo fängt eine Lage an, wo hört sie auf - bestehe allerdings in Wien nicht, wie Michael Edlmoser erläutert, da "hier die Verzeichnisse genau geführt und kontrolliert werden". Festgelegt ist allerdings bereits heute, dass Weingärten in denen ein Wiener Gemischter Satz DAC entsteht, im Sinne eines Gebietsschutzes und einer Mengenkontrolle angemeldet und registriert werden müssen, da für den Wiener Gemischten Satz strengere Bestimmungen gelten als das österreichische Weingesetz für Gemischten Satz allgemein vorsieht.

Hier ist auch der Einfluss der WienWein-Gruppe zu erkennen, die dem Weinbaugeschehen in Wien seit ihrer Gründung 2006 ihren Stempel aufgedrückt hat. Ihre ursprünglich privatrechtlichen Vereins-Vorstellungen des Wiener Gemischten Satzes wurden auf den Wiener Weinbau umgelegt, sodass es heute eine regional wie international bestens akzeptierte  Landesverordnung ist, die am Weg zur Marke ist und an der alle Wiener Winzer teilhaben können. (Roman David-Freihsl/Luzia Schrampf, derStandard.at, 7.4.2014)