Graz - Montagmorgen, 8 Uhr: Während der Großteil der 15- bis 19-Jährigen schlaftrunken das Läuten der Schulglocke vernimmt, ist Lukas Janda schon seit zwei Stunden wach. Der angehende Maler und Beschichtungstechniker bricht täglich mit seinen Arbeitskollegen in Richtung Baustelle auf und steht bereits mit einem Bein im Berufsleben. In seinem dritten und letzten Lehrjahr verdient Janda immerhin knapp 800 Euro. Der 17-Jährige gehört zu den rund 40 Prozent in seiner Altersgruppe, die sich in der Steiermark für eine Lehre entschieden haben. In Österreich gibt es über 35.000 ausbildende Betriebe.

An seinem Beruf begeistert ihn das tägliche Endergebnis seiner Arbeit: "Es ist faszinierend zu sehen, was sich etwa aus heruntergekommenen Häusern rausholen lässt." Zudem weiß Janda bereits, dass er fix von seinem Betrieb übernommen wird. Mit abwertenden Kommentaren gegenüber seinem Lehrberuf wird er nie konfrontiert: "In meinem Freundeskreis ist die Lehre normal."

Duales Ausbildungssystem

Bei der Jugendarbeitslosigkeit weist Österreich mit 9,4 Prozent im EU-Vergleich die zweitniedrigste Quote auf. Mit ein Grund dafür ist laut Wirtschaftskammer das duale Ausbildungssystem. Dennoch verzeichnen Statistiken einen kontinuierlichen Lehrlingsrückgang: Derzeit sind es rund 120.000 und damit etwa 10.000 weniger als noch vor fünf Jahren. Bei Mädchen ist der Einzelhandel am beliebtesten, bei Burschen die Ausbildung zum Metalltechniker.

Iris Löschnigg feierte ihre Lehrabschlussprüfung als Bürokauffrau noch am selben Abend auf ungewöhnliche Weise: mit dem ersten Kurs ihrer Abendmatura. Bereits zwei Jahre später hielt sie ihr Reifeprüfungszeugnis in den Händen. Demnächst möchte die 24-Jährige via Fernstudium zu einem Abschluss in Rechtswissenschaften kommen.

Fachkräfte

Lehre und Matura sollen generell künftig immer leichter miteinander kombinierbar werden. Mittlerweile nutzen rund zehn Prozent aller Lehrlinge das Modell "Lehre mit Matura", bald soll nun die "Matura mit Lehre" kommen: Maturanten können dann in der 7. oder 8. Klasse als Wahlfach die theoretischen Grundlagen für eine Lehrlingsprüfung erwerben und dann nach der Reifeprüfung in einem "Intensivjahr" zum Lehrabschluss kommen.

Bereits heute haben sich laut Gottfried Krainer, dem Leiter der WKO Steiermark, mittlerweile 425 Maturanten dazu entschieden, sich in steirischen Lehrlingsbetrieben - meist in verkürzter Lehrzeit - zu Fachkräften ausbilden zu lassen. (Marcel Hernach (19), DER STANDARD, 7.4.2014)