Wien - ÖAAB-Chefin und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) tritt in der Debatte um flexiblere Arbeitszeiten nun auch für eine sechste Urlaubswoche nach 25 Jahren ein - unabhängig davon, ob man diese Jahre im gleichen oder in mehreren Betrieben gearbeitet hat. Dies dürfe beim Urlaubsanspruch "keine Rolle mehr spielen", meinte sie gegenüber der "Presse am Sonntag".

Derzeit hat man auf die sechste Urlaubswoche erst dann Anspruch, wenn man 25 Jahre im selben Betrieb gearbeitet hat (sofern der Kollektivvertrag nichts anderes vorsieht). SPÖ und ÖVP verhandeln derzeit ja im Zuge der Debatte über die Ausdehnung der maximalen Arbeitszeit auf 12 Stunden pro Tag (bei Gleitzeit) über ein Gesamtpaket; Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und ÖGB-Präsident Erich Foglar haben die sechste Urlaubswoche als eine der Bedingung für ihre Zustimmung zur Flexibilisierung genannt.

Mikl-Leitner schließt sich diesen Forderungen nun an und stellt sich damit gegen ihren Parteikollegen Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, schreibt die "Presse". Leitl hatte ein solches Junktim diese Woche ja abgelehnt.

"Lebensrealität verändert"

Mikl-Leitner begründet ihre Meinung damit, dass sich die Lebensrealität der Arbeitnehmer in den vergangenen 20 Jahren "massiv geändert" habe: "Wer hat heute noch das Glück, mehr als 25 Jahre am Stück in ein und demselben Betrieb arbeiten zu können?" Es sei daher "richtig und wichtig, wenn die Sozialpartner dem Rechnung tragen."

Gleichzeitig betonte die ÖAAB-Chefin gegenüber der "Presse", es müsse auch das ÖAAB-Modells eines Zeitwertkontos "endlich umgesetzt werden". Dieses würde die Möglichkeit bieten, bestimmte arbeitsrechtliche Ansprüche wie Überstunden, Zulagen, Prämien und andere Sonderzahlungen auf einem Konto "anzusparen", um später statt zusätzlichem Geld mehr Freizeit zu konsumieren. Menschen könnten mit der "angesparten" Zeit schon vor 65 Jahren in Pension gehen oder die nicht sofort beanspruchten Zahlungen in eine Zusatzpension umwandeln lassen.