Wien - "Die Krieau wird in neuem Glanz erstehen." Also spricht Anton Gaal, der Präsident des Wiener Trabrennvereins. Gaal (74), ehemaliger SPÖ-Nationalratsabgeordneter, steht dem WTV seit zehn Jahren vor, das ist aber nicht Anlass des Jubiläumsrenntages am Sonntag (14 Uhr). Vielmehr blickt der Trabrennverein auf 140 Jahre zurück, auf eine wechselhafte Geschichte klarerweise. Auch die jüngsten Entwicklungen haben und hatten es in sich.

Vor zwei Jahren wurde die Rennbahn verkürzt, sodass in Richtung Wirtschaftsuniversität ein Brachgelände entstand, auf dem im Juni ein temporäres Container-Shopping- und Gastro-Zentrum eröffnen soll. Dieses soll Neubauten weichen, zu denen 2015 der Spatenstich erfolgen könnte. "Die Krieau wird es weiter geben", sagt Gaal, der den Betrieb "auf Jahrzehnte absichern will". Helfen sollen Renntage, die nach Frankreich übertragen werden, sowie Konzerte. Heuer sind Metallica (9. Juli), Avicii (19. Juli), Andrea Berg (9. August) und Andreas Gabalier (15. August) in der Krieau zu sehen. Da schließt sich gewissermaßen ein Kreis zur Pelzmodenschau im Jahr 1930 (großes Foto). Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Eckdaten der Krieau-Geschichte.

1874 Konstituierende Versammlung des WTV am 10. April im Hotel Tauber in der Praterstraße. Es gibt 68 Gründer, 358 Mitglieder. Präsident? Graf Kalman Hunyady. Beschluss zur Abhaltung von zwei Renntagen 1874 in der Hauptallee. 12.229 zahlende Besucher kommen. Das erste Rennen gewinnt Herr Christian Böck aus Steyregg mit der zwölfjährigen oberösterreichischen Stute Jenny.

1878 Eröffnung der neuen Trabrennbahn auf dem "Weltausstellungsplatz im k. k. Prater". Es wird nicht Pferd gegen Pferd gelaufen, sondern die einzelnen Gespanne starten gegen die Uhr. Die Reform zu einem Rennsport im heutigen Sinn setzt der Sportjournalist Victor Silberer ab 1880 durch. 1881 wird der Totalisator als Verfahren zur Bestimmung der Wettgewinnhöhen eingeführt.

1884 Auf Initiative von Viktor Silberer wird das erste Traberderby ausgeschrieben. Im gleichen Jahr stellt der US-Hengst Cupid in Wien einen neuen Rekord auf, indem er die Meile (1609 Meter) in 2:24 ¾ Minuten trabt. Heute sind Rennzeiten um zwei Minuten für die Meile auch in der Krieau keine Seltenheit.

1894 Der WTV erwirbt Gründe in Kagran und errichtet dort ein Gestüt, um die Zucht von Trabrennpferden zu fördern. Erst 1963 wird der Verein das Areal verkaufen, um die Schuldenlast, die sich aus der Modernisierung der Krieau (Flutlicht, Teilverglasung der Tribünen) ergibt, abzubauen. Heute erinnert nur mehr der "Rennbahnweg" in Wien 22 an die Lage des früheren Gestüts.

1898 Am 12. Mai wird erstmals der Hunyady-Preis ausgetragen, der sich vor allem nach 1950 zum wichtigsten internationalen Trabrennen Österreichs entwickelt.

1912 Eröffnung der ersten neuen Tribüne aus Stahlbeton ("erstmalig Anwendung des Eisenbetons für eine offene Halle"), der 1913 und 1914 zwei weitere folgten. Diese Tribünen, von denen seit vielen Jahren nur mehr die erste genutzt wird, stehen unter Denkmalschutz.

1916 Die Krieau, in der mit Kriegsbeginn die Rennen zunächst eingestellt wurden, erweist sich wieder als echte Attraktion mit großem Publikumszulauf. Der Wettumsatz steigt beträchtlich - ein Phänomen, das sich in späteren Krisenjahren kaum wiederholen wird.

1930 Sportlich eines der bedeutendsten Jahre: Die besten Pferde Europas, Sam Williams und Hazleton, treffen im Hunyady in der Krieau aufeinander. Hazleton siegt, Sam Williams stellt kurz darauf einen neuen Bahnrekord (1:19,6 für den Kilometer) auf. Und Heinrich, für viele Jahre Österreichs Traberlegende, schraubt die Rekordmarken herunter.

1931 Die "Zielkinematographie" wird eingeführt, womit oft umstrittene Daumen-Entscheidungen hinfällig sind.

1937 Die an den Trabrennplatz angrenzende Rotunde, Zentralbau der Weltausstellung 1873, brennt nieder. Heute ist an jenem Platz die WU einer der wichtigsten Nachbarn des WTV.

1945 Wiedereröffnung am 11. November mit 13.000 Zusehern.

1961 Errichtung einer Flutlichtanlage, Verglasung eines Teils der Tribünen, Einführung des Autostarts bei den Rennen. Die Umbaukosten zwingen zum Verkauf des Gestüts Kagran um 28 Mio. Schilling. Es wird durch den Kauf des Gestüts Schönfeld im Marchfeld um sieben Millionen ersetzt.

1971 Adi Übleis gewinnt die EM der Trabrennfahrer und anschließend auch die WM, die in den USA ausgetragen wird.

1999 Umbau der Tribüne eins (Kosten ca. 100 Mio. Schilling), Verglasung und Modernisierung des oberen Teils. Die erhoffte Steigerung der Zuseherzahlen und Wettumsätze bleibt indes aus.

2014 Wie schon erwähnt: 140 Jahre WTV am Sonntag. Und Metallica am 9. Juli.

Gemälde des Rennplatzes in der Wiener Krieau aus dem Jahre 1890.

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Tribünenanordnung von 1893.

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Die revolutionären Tribünenanlagen nach einem Gemälde von C. Pippich.

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Ein Pferdetransporter aus früheren Zeiten.

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Die Teilnehmer am "Blauen Band" von 1930.

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... vor riesiger Kulisse siegte dann Ch. Lyon mit Alraune.

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Eine Pelzmodenschau auf der Rennbahn im Jahre 1930.

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Der berühmte Schauspieler Hans Thimig bei einem Zweispänner-Künstlerfahren im Jahre 1932.

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Publikumsliebling Dr. Benesch triumphierte im Derby von 1936 mit George Wiltshire.

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Einen inoffiziellen Weltrekord (1:16,8) stellte die Italienerin Tara 1937 in Begleitung eines Galoppers auf.

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Das Übergreifen des Rotundenfeuers (1937) auf die Krieau konnte zwar verhindert werden,...

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... aber ein echtes Wahrzeichen als Nachbar war verloren gegangen. (Nikolaus Dolenz, Fritz Neumann, DER STANDARD, 5.4.2014)

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