Damit rechnet man in einem Ami-Schlitten nicht. Der Cadillac CTS macht mit einem 2-l-Turbo und Leichtbau der E-Klasse von Mercedes und der 5er-Reihe von BMW Konkurrenz

Hinter Lissabon, beim Einstieg in eine der Sonderprüfungen in die Rallye Portugal, tut einem der CTS von Cadillac schon fast leid. Wie soll die mächtige Limousine, die laut Hersteller eindeutig gegen die E-Klasse von Mercedes-Benz und die Fünfer-Serie von BMW positioniert ist, bestehen?

Foto: cadillac

Und dann gibt es doch eine Überraschung: Im Vergleich zum Vorgänger hat der CTS fast 130 Kilogramm abgespeckt, ohne etwas an Komfort einzubüßen. Und das geringere Gewicht merkt man auf der Berg-Etappe, rauf nach Sintra.

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Der 2-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner ist zwar so genau gar nicht der Motor, den wir in diesem Auto erwarten, aber er macht seine Arbeit erstaunlich gut. Mit seinen 276 PS und dem Drehmoment von 400 Newtonmeter schiebt er den Cadillac schon ordentlich und agil vorwärts.

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Was uns fehlt, ist nicht das lethargische, blunzige Fahrverhalten, wie wir es von einem Amerikaner erwarten, aber der satte V8-Sound, der geht uns trotzdem ab. Dabei hat Cadillac eh schon elektronisch nachgeholfen. Schaltet man in den Sportmodus, verstärkt die verbaute Hi-Fi-Anlage die angenehmen Frequenzen des Motors. Die unguten Bereiche werden immer gleich rausgemischt.

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Trotzdem klingt der Motor mehr nach einem Fiat Panda als nach Blues Brothers, Michael Knight oder Colt Sievers. Der CTS ist halt ein bisserl mehr Columbo, was den Motorsound angeht, wenn Sie verstehen.

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Aber was wie ein Vorwurf klingt, darf ein solcher nicht sein. Vielmehr müssen wir uns freuen, wenn man auch bei Cadillac auf Downsizing setzt und einen echten Ami-Schlitten mit unter neun Litern antreiben kann. Sogar an einem Diesel arbeiten die Ingenieure, hört man, um den Absatz in Europa antreiben zu können.

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Davon träumt Cadillac schon: zwischen Portugal und Finnland ordentlich Fuß fassen zu können. Aber gegen die direkt gewählten Konkurrenten haben es die Amerikaner nicht so leicht. Der Fünfer von BMW ist klar sportlicher, die E-Klasse von Mercedes-Benz deutlich klassischer und hochwertiger.

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Zudem kann man bei der Konkurrenz nicht nur zwischen Hinterrad- und Allradantrieb wählen. Denn der CTS kommt mit einem Motor und einer Sechs-Gang-Automatik - die, so nebenbei, weder dem Getriebe von Mercedes-Benz noch dem von BMW das Wasser reichen kann.Dafür unterbietet man die Konkurrenz dort und da, was das Eigengewicht angeht. Spannend ist etwa das Lenktrapez an der Vorderachse. Es wirkt fast fragil, macht seine Arbeit aber gut.

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Gesteuert wird auch bei Cadillac über eine elektronische Lenkung - was heißt, dass es kaum Feedback von der Vorderachse gibt. Das Fahrwerk ist überraschend und angenehm straff, und der CTS ist eine angenehme Überraschung auf der Rallye-Sonderprüfung.

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Er ist leicht und überraschend wenig, trotzdem ein wahrer Gentleman, zuvorkommend, ruhig und gediegen. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 4.4.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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