Washington - Eine Mission zum Mars würde Astronauten nach Einschätzung von Medizinern zu großen gesundheitlichen Risiken aussetzen. Bei einer Mars-Expedition würden die von der US-Raumfahrtbehörde NASA festgelegten Grenzen sehr wahrscheinlich überschritten, heißt es in einem Bericht, den das Institute of Medicine (IOM) vorlegte. Hinzu kämen "ungewisse, nicht vorhersehbare Risiken".

Bisher werden Astronauten nur in eine niedrige Erdumlaufbahn geschickt, wo sie jeweils drei bis sechs Monate auf der Internationalen Raumstation ISS verbringen. Die NASA peilt jedoch auch eine bemannte Mission zum Mars um das Jahr 2030 an, die bis zu 18 Monate dauern könnte. Sollten dies Pläne konkreter werden, müsse es auch eine genaue ethische Prüfung geben, fordern die Mediziner in ihrem Bericht.

Bedingungen für Ausnahmeregelungen

Bei kurzen Mission im All klagen Astronauten oft über gesundheitliche Probleme wie Übelkeit, Schwäche und eine Beeinträchtigung der Sehkraft. Bei langen Expeditionen drohen Experten zufolge auch Krankheiten wie Krebs und Knochenschwund. Wegen dieser Risiken hatte die NASA das IOM gebeten, ethische Rahmenbedingungen für die künftige bemannte Raumfahrt zu formulieren. Die Mediziner kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass eine generelle Lockerung der geltenden Standards "ethisch nicht akzeptabel" sei. Sie sprechen sich auch gegen eigene Standards für Mars-Missionen aus.

Als einzige Lösung schlagen die Experten Ausnahmeregelungen vor. Letztlich müsse die NASA entscheiden, ob sie solche Ausnahmen in seltenen Einzelfällen für vertretbar halte. Die Experten formulieren jedoch Bedingungen. So sollen die betroffenen Astronauten etwa selbst entscheiden können, ob sie an einer solchen Mission teilnehmen. Und die NASA solle ihnen eine lebenslange Gesundheitsversorgung garantieren.

Die Weltraumforschung habe von Anfang an Grenzen überschritten und das Leben und die Gesundheit von Astronauten in Gefahr gebracht, erklärte der Leiter der Expertengruppe, Professor Jeffrey Kahn vom John Hopkins Berman Institute of Bioethics in Baltimore. Diese Grenzen und Bedingungen für ihre Überschreitung festzulegen, sei eine sehr komplexe Aufgabe. (APA/red, derStandard.at, 4.4.2014)