Graz - "Nie wieder", sagt Eleane P., wolle sie mit diesem Arbeitsmarktservice etwas zu tun haben.

"Es fällt mir sehr schwer, meine Emotionen auszudrücken. Die Zusammenarbeit mit dem AMS ist so unerträglich geworden, dass ich mich deshalb weigere, noch einmal irgendwelche Dienstleistungen dieses Unternehmens in Anspruch zu nehmen. Ich bin jetzt allerdings nicht mehr versichert und weiß nicht, was ich tun soll, wenn meine Medikamente, die ich jeden Tag nehmen muss, aufgebraucht sind."

Karussell des AMS

Die 21 Jahre alte Judenburgerin lebt seit ihrem zehnten Geburtstag mit der Krankheit Epilepsie. 2012 hatte sie eine Lehre als Großhandelskauffrau abgeschlossen und sich umgehend beim AMS gemeldet. Seit damals fährt sie Karussell im Arbeitsmarktservice - von einer Stelle zur anderen. Es begann in der AMS-"Servicezone". Dort sei sie von einem Erstberater befragt worden, kurz darauf von dessen Vertretung. Diese schickte sie zu einer dritten Beraterin, die sich als "nicht zuständig" vorstellte. "Und jedes Mal musste ich von vorn meine Krankheitsgeschichte erzählten, obwohl eh alles im Computer war", sagt Eleane. Irgendwann sei sie dann bei Berater Nummer fünf gelandet. Nie habe sie das Gefühl gehabt, "als Mensch" ernstgenommen worden zu sein, der Beratungston sei all die Monate "demütigend" gewesen.

Jener Berater Nummer 5 schickte die junge Frau in die "Gesundheitsstraße" nach Graz, um ihre Arbeitstauglichkeit festzustellen. Dies, obwohl eine Reihe von Befunden vorlagen, die die Arbeitsfähigkeit bescheinigten. "Sonst hätte ich ja auch nicht meine Lehre absolvieren können. Ich wollte ja einfach nur, dass man mir hilft, einen Arbeitsplatz in meiner Nähe zu finden, damit das Risiko nicht so groß ist, dass ich mich auf dem Weg zur Arbeit verletze", sagt Eleane."

Schließlich kam ein Termin mit dem Regionalstellenleiter des AMS zustande. Sein Rat: Eleane solle ins Rehabzentrum nach Kapfenberg. "Mir kamen aus lauter Wut fast die Tränen, denn ich suchte einen realen Arbeitsplatz und wollte in kein Rehabilitationszentrum geschickt werden" , beklagt die Großhandelskauffrau.

Mutter fühlt sich ohnmächtig

"Ich bin mir dessen bewusst", sagt Eleanes Mutter, "dass es nicht einfach ist, ihr einen Job zu vermitteln, aber man kann sie doch nicht zu Schwerstbehinderten und Schlaganfallpatienten, die ihren Beruf nicht mehr ausführen können, stecken." Sie sei Alleinerzieherin und fühle sich "ohnmächtig", der Tochter zu helfen.

In der AMS-Chefetage zeigt man sich auf Standard-Nachfrage zwar berührt von Eleanes Schicksal - aber schuldlos. "Es tut uns sehr leid, wenn Frau P. sich schlecht behandelt fühlt und den Gang zum AMS als Albtraum empfindet. Nach einer Gesamtbetrachtung kann den involvierten Kolleginnen aber kein Vorwurf gemacht werden", heißt es in einer Stellungnahme. Im Gegenteil. Es sei "bei jedem Kontakt sehr kundinnenorientiert vorgegangen worden". Das AMS Steiermark habe "auf sehr vielfältige Art versucht, Frau P. bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen". Die psychische Belastung, unter der sie bei ihrer Arbeitsuche stehe, "ist uns voll bewusst". Sie solle sich noch einmal melden, auch stehe ihr der AMS-Ombudsmann zur Verfügung. (Walter Müller, DER STANDARD, 4.4.2014)