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Shoppen - ja. Aber nicht unbedingt in neuen Shopping-Centern. Gewachsene Strukturen in Dorf- und Stadtzentren dürften nicht durch weitere Einkaufszentren an Ortsrändern gefährdet werden.

Foto: APA/dpa/Bernd Wüstneck

Bregenz – Zwischen Bregenz und Bludenz ist die Konsumwelt noch in Ordnung. 95 Prozent kaufen im heimischen Einzelhandel, aus der Schweiz und Liechtenstein schwappt zusätzliche Kaufkraft ins Land. Aber wie schaut die Zukunft aus? Land Vorarlberg und die Sparte Handel der Wirtschaftskammer ließen von Cima Beratung eine Studie zur Einzelhandelsentwicklung erarbeiten. Die Experten sehen bis 2030 noch weiteres Verkaufs- und Kaufpotenzial. Vorausgesetzt, die neuen Verkaufsflächen entstehen "strukturverträglich". Gewachsene Strukturen in Dorf- und Stadtzentren dürften nicht durch weitere Einkaufszentren an Ortsrändern gefährdet werden.

Die Studie sei ein Hindernis für weitere Einkaufszentren, deshalb halte sie die Landesregierung unter Verschluss, vermutete die Opposition. Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) widersprach bei der Präsentation der Studie am Donnerstag vehement. Die Studie wurde Ende Februar abgeliefert, dann von den Auftraggebern studiert und würde nun an Gemeinden und Interessensgruppen verteilt. "Da wurde nichts unter Verschluss gehalten." Die Studie sei nun Entscheidungsgrundlage, sie zeige auf, welche regionale und überregionale Faktoren bei weiteren Einzelhandelsprojekten zu berücksichtigen seien.

Zurück an den Start

Nicht nur über neue Projekte wird man künftig gründlicher nachdenken, auch längst genehmigte, aber nicht umgesetzte Projekte könnten überdacht werden. Denn die Cima empfiehlt die zeitliche Befristung von Landesraumplänen. Fünf Jahre kann sich Landesrat Rüdisser vorstellen, was bis dahin nicht realisiert wurde, müsse dann neu entschieden werden. Aktuell errechnete die Cima Verkaufsflächenreserven von über 40.000 Quadratmetern, alle für Einkaufszentren gewidmet.

Zur Beurteilung von Großprojekten soll künftig ein Kriterienset, von den Studienverfassern und Experten aus Landhaus und Kammer erarbeitet, verwendet werden.

Illusion Bregenzer Seestadt

2085 Betriebe versorgen auf 448.000 Quadratmeter Verkaufsfläche die Vorarlberger Bevölkerung. In den nächsten sieben Jahren könnte man diese Fläche um 59.000 Quadratmeter erhöhen, bis 2030 um 88.700.  Bis 2020 wäre mit einer zusätzlich abschöpfbaren Kaufkraft von 204,7 Millionen Euro zu rechnen, bis 2030 mit 307,1 Millionen.

Die Modellrechnung ist nicht für alle Projektbetreiber erfreulich. So wird für die Landeshauptstadt Bregenz bis 2020 eine Entwicklungsfläche von 9000 bis 11000 Quadratmetern als verträglich angesehen. Allein das geplante Seestadtareal und der Umbau des Bahnhofsquartiers zum Seequartier würden doppelt so viele Verkaufsflächen bringen. Studienautor Roland Murauer hält die Umsetzung beider Projekte für "illusorisch", sie seien tendenziell zu groß. Murauer: "In Bregenz gilt wie in allen anderen Ortszentren: Aufpassen auf die innerörtlichen Strukturen!" (jub, derStandard.at, 3.4.2014)