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Die Hummelschar vor dem Ausschwärmen in den Straßen von Wien.

Foto: bellaflora/APA/Richard Tanzer

Wien - Anlässlich der Bienenschutzkonferenz von Global 2000 ließ die Blumenkette Bellaflora am Donnerstag Hummeln durch die Straßen von Wien schwirren. Ausgehend von der Rahlgasse in Mariahilf formierten sich 28 als Hummeln verkleidete Teilnehmerinnen und surrten zum "großen Hummelflug" aus. Das Tönen zum Flug übernahmen Musiker um Helmut Neugebauer, die Rimski-Korsakows "Hummelflug" intonierten.

Die Umzug sollte etwa sechs Stunden lang dauern - rund um den Ring wollte man gegen 16.30 Uhr die "Endstation" Stephansplatz erreichen. Mit der Aktion will die Blumenkette auf die Bedeutung der Bienen und des naturnahen Gärtnerns aufmerksam zu machen. Nachdem das Unternehmen im Vorjahr chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ausgelistet und durch naturnahe Alternativen ersetzt hat, zog man 2014 auch bei den Düngemitteln nach.

"Schutzbehauptung"

Am Rande der Bienenschutzkonferenz übten Umweltorganisationen am Donnerstag scharfe Kritik an der Haltung der Agrarchemiekonzerne: "Dass 95 Prozent des Bienensterbens durch die Varroamilbe verursacht würde, ist eine reine Schutzbehauptung", erklärte Helmut Burtscher, Biochemiker bei Global 2000 der Austria Presse Agentur.

Laut Burtscher begann das massive Bienensterben vor rund zehn Jahren - der aus dem asiatischen Raum eingeschleppte Bienenschädling sei jedoch seit 25 Jahren weit verbreitet. Auch der aktuelle Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN), wonach jede vierte Hummelart in Europa vom Aussterben bedroht sei, zeige, dass es andere Gründe als die sich vom Bienenblut ernährende Milbe geben muss.

Einfluss der Pestizide

"Die wissenschaftlichen Belege zeigen deutlich, dass Pestizide einen Einfluss auf das Bienensterben haben. Zahlen zu Sommersterblichkeit bei Bienen, die besonders im Zusammenhang mit Pestiziden von Bedeutung wären, fehlen jedoch", kritisierte auch Greenpeace-Sprecherin Huem Otero.

"Bienen sind täglich einem sprichwörtlichen Cocktail an Pestiziden ausgesetzt. Synergieeffekten zwischen verschiedenen Pestiziden wurde bisher jedoch in Studien kaum Beachtung geschenkt. Speziell ein Zusammenwirken von Pestiziden und Varroa muss dringend untersucht werden", so Otero.

Teilverbot der "Neonics"

2008 habe Global 2000 erstmals das Verbot der "Neonics" verlangt, das Argument, dass diese bei richtiger Anwendung als Beize harmlos sei, kam schon damals. "Seitdem hat sich viel bewegt, nur die Haltung der Agrarchemiekonzerne nicht", sagte Burtscher und verwies auf eine inzwischen geänderte Sichtweise der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Auf deren Empfehlung hin wurden 2013 die drei "Neonics" für den Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps sowie Baumwolle für vorerst zwei Jahre verboten - in Österreich beträgt die Verbotsdauer drei Jahre. Der EU-Entscheid wurde von Syngenta angefochten. Erlaubt blieb der Gebrauch der Chemikalien für Wintergetreide und Pflanzen, die keine Bienen anlocken. (APA, frei, derStandard.at, 3.4.2014)