Noch vor vier Wochen schimpfte Helga Nowotny, ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), es sei endlich Zeit für die Wissenschafter, "aufzustehen" und mehr Mittel für die Grundlagenforschung von der Politik zu fordern. Der hierzulande allgegenwärtige Fatalismus ging ihr offenbar auf die Nerven.

Mittlerweile wurde die von ihr initiierte Online-Petition "Wissenschaft ist Zukunft", die eine finanzielle Absicherung des Wissenschaftsfonds FWF, der Akademie der Wissenschaften und der Unis fordert, 47.000-mal unterschrieben. Das ist beachtlich für ein Land wie Österreich, das nicht gerade durch Wissenschafts- und Intellektuellenfreundlichkeit glänzt - zumal sich in diesem Land Wutbürger vor allem wegen des Hypo-Finanzdebakels und seiner unmittelbaren Folgen für die Steuern zu Wort melden.

Nun gilt es, das neue Selbstvertrauen nicht wieder zu verlieren und endgültig aus der Bittstellerrolle zu schlüpfen. Renommierte Wissenschafter und Finanzexperten zeigen vor, wie es geht, indem sie an Kanzler und Vizekanzler offene Briefe schreiben und auf die Bedeutung der Grundlagenforschung hinweisen. Damit irgendwann einmal wirklich jedem klar ist, dass es ohne dieselbe mit der österreichischen Wissensgesellschaft als europäischem "Innovation Leader" nichts wird. Dazu wird es wohl einigen Langmut und ein hohes Frustrationspotenzial brauchen. Aber das bringen Wissenschafter ja von Berufs wegen mit. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 3.4.2014)