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Ein Fall für die Zivilgesellschaft: Andreas Mölzer.

Foto: apa/scheriau

Die deutsche Sprache kennt den "Wandervogel", die "Wanderniere" und nun auch das "Wandersynonym".

Diese Einrichtung gibt es in der Redaktion der Zeitschrift Zur Zeit, dem Zentralorgan aller deutschnationalen Schmissträger, Hitler-Versteher und "Umvolkungs"-Paranoiker. Das Blatt erscheint unter der geistigen ..., also jedenfalls unter der Führung der Familie Mölzer. Andreas Mölzer, Spitzenkandidat der FPÖ für das Europaparlament, hat kürzlich das Dritte Reich positiv gegenüber der "EU-Diktatur" hervorgehoben ("viel weniger Regeln, Gebote und Verbote"); nun vermutet man in ihm den Autor eines mit "F. X. Seltsam" gezeichneten, rassistischen Artikels über den Fußballer David Alaba ("pechrabenschwarz", kein echter Wiener).

Die Redaktion von Zur Zeit erklärt jedoch, die unter "F. X. Seltsam" veröffentlichten Texte seien von verschiedenen Autoren, eben ein "Wandersynonym". Und der betreffende sei nicht von Mölzer.

Wandersynonym. Wie muss man sich das vorstellen? In der Redaktion von Zur Zeit herrscht Hochbetrieb: "Wir müssen wieder einmal einen Neger hauen - wer meldet sich? Und wer kann was schreiben zum Thema 'Hitler war gar nicht so'? Wir nehmen dazu eh unser Wandersynonym. Freiwillige vor!"

Ob Mölzer ein Fall für die Justiz ist, müsste geprüft werden. Ein Fall für die Zivilgesellschaft ist er mit Sicherheit. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.4.2014)