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Besuch einer Filmpremiere: Nur ein weiterer Programmpunkt auf dem vollen Terminkalender Jane Goodalls, die auch mit 80 noch immer unermüdlich in Sachen Tierethik um die Welt reist. Eine Affenpuppe ist stets mit dabei.

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London - Selbst im gehobenen Alter ist sie noch eine unermüdliche Aktivistin für die Rechte unserer nächsten Verwandten: Erst 2013 übte Jane Goodall heftige Kritik an einem Patent eines US-amerikanischen Unternehmens auf gentechnisch veränderte Schimpansen. "Es ist für mich eine schockierende Vorstellung, dass eine Firma in einem Menschenaffen nur noch ein technisches Instrument sieht. Wenn wir das jetzt zulassen, werden die Menschen in Zukunft fragen: Wie konnten Sie nur?"

Das spannt den Bogen direkt zum Beginn der Forscherlaufbahn der Britin zurück, die am Donnerstag ihren 80. Geburtstag feiert: Ihr erster Beitrag für das renommierte Wissenschaftsmagazin "Nature" wurde abgelehnt. Der Grund: Goodall betrachtete die Schimpansen, deren Verhalten sie seit 1960 im Gombe-Stream-Nationalpark von Tansania studierte, als Individuen, gab ihnen Namen und bezeichnete sie als "er" und "sie". Der damaligen Wissenschaft schien das ein Unding - trotzdem konnten diese und weitere Ablehnungen in der Anfangszeit die Karriere Goodalls nicht lange aufhalten.

Primatenforschung revolutioniert

Dabei wäre die am 3. April 1934 in London geborene Valerie Jane Morris-Goodall beinahe ihrer ursprünglichen Ausbildung gemäß Sekretärin geblieben. Die Einladung eines Schulfreundes führte sie 1957 nach Kenia, wo sie den Paläanthropologen Louis Leakey kennenlernte. Leakey machte sie mit der Primatenforschung bekannt - und Goodall hatte ihre Bestimmung gefunden.

Goodall beschrieb das komplexe soziale Gefüge der Schimpansen, entdeckte, dass die Tiere Werkzeuge nicht nur benutzen, sondern sogar anfertigen - und auch, dass Schimpansen Jagd auf andere Tiere machen. Obwohl Goodall keine formale Ausbildung in ihrem Forschungsgebiet hatte, brachten ihre Verhaltensbeobachtungen derart viele neue Erkenntnisse, dass sie eine seltene Ausnahmegenehmigung für eine Promotion an der Universität Cambrigde erhielt und diese 1965 mit Erfolg absolvierte. 

Mediale Ikone und Aktivistin

Drei Jahre nach ihrer Promotion trat Jane Goodall erstmals im Fernsehen auf - der zweite Grundzug ihres beruflichen Lebens nahm seinen Anfang. Goodall, heute längst eine mediale Ikone, wurde sich ihrer Medienwirksamkeit früh bewusst und nutzte diese: Erst - und bis heute ungebrochen - für den Schutz der Menschenaffen und für ein besseres Verständnis unserer nächsten Verwandten. 1977 gründete sie zu diesem Zweck das Jane-Goodall-Institut.

Goodalls Aktivismus geht aber längst darüber hinaus. Sie engagiert sich für Tierethik, Artenschutz und Umweltbewusstsein im Allgemeinen und hat mit der Initiative "Roots & Shoots" Jugendprojekte ins Leben gerufen. Seit 2002 trägt sie den Titel einer UN-Friedensbotschafterin.

Ihre Forschungstätigkeit hat die Frau, die die Primatenforschung revolutioniert hat, inzwischen längst aufgegeben. Zweimal im Jahr besucht sie nach wie vor den Gombe-Park, ansonsten tourt sie mit Vorträgen rund um den Globus und sammelt Spenden für all die Projekte, die ihr eine Unzahl von Auszeichnungen eingebracht haben: Vom Kyoto-Preis über den Prinz-von-Asturien-Preis bis zum Titel Dame Commander im Order of the British Empire. "Ich kann erst in den Ruhestand gehen, wenn die Welt gerettet ist", sagte sie einmal, als sie darauf angesprochen wurde, ob sie niemals müde werde.

Verwandt, nicht getrennt

Mit Sätzen wie "Schimpansen und Menschen sind einander so ähnlich, dass Bluttransfusionen möglich sind", ruft Goodall gerne in Erinnerung, wie nahe sich die Spezies aus der Familie der Hominidae - also Schimpansen, Bonobos, Gorillas, Orangutans und Menschen - stehen. Wenn heute in manchen Staaten diskutiert wird, Menschenaffen ein Äquivalent von "Menschenrechten" zuzugestehen, dann zeigt dies deutlicher als alles andere, wie sehr sich die Wahrnehmung von Menschenaffen im vergangenen halben Jahrhundert verändert hat. Jane Goodall hat dazu einen zentralen Beitrag geleistet. (red, derStandard.at, 2. 4. 2014)