Ein neuer, 72 Meter hoher Turm mit Luxus- wohnungen soll das Gelände beim Wiener Eislaufverein beherrschen. 

Rendering: WertInvest

Wien - Es dauerte nicht lange, schon regt sich erster Widerstand gegen die Bebauungspläne für das Hotel Intercontinental und den Wiener Eislaufverein (WEV), die der Investor Michael Tojner (WertInvest) Ende Februar als Folge eines international ausgeschriebenen Bewerbungsverfahrens präsentiert hatte. Das siegreiche Projekt des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld sieht eine Sanierung und Erweiterung des bestehenden Hotels sowie einen neuen 72 Meter hohen Turm mit Luxuswohnungen vor. Und das gefällt nicht allen.

In einem offenen Brief, der nun an Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) verschickt wurde, kritisieren namhafte Wiener Architekten und Institutionen, darunter auch die Architekturstiftung Österreich und die Vereinigung docomomo Austria, die angeblich defensive Vorgehensweise der Stadt Wien und fordern eine "Beschränkung der maximalen Bauhöhe". Ein "Turm als Luxuswohnimmobilie an diesem Ort" diene "ausschließlich den Renditeerwartungen des Investors" und wirke "ikonografisch als Signal für diese Rendite", heißt es darin.

"Keine neoliberale Angelegenheit"

"Hier geht es um einen Präzedenzfall, der keiner werden darf", erklärt Gabu Heindl, Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) und eine der Briefunterzeichnerinnen. "Wenn die Stadt Wien die Stadtplanung aus der Hand gibt und Investoren-Wunschkonzerte zulässt, dann ist das ein Schritt in die falsche Richtung." Stadtplanung, so Heindl, müsse öffentlich bleiben und dürfe "keine neoliberale Angelegenheit" werden.

Daniela Enzi, Geschäftsführerin der WertInvest, weist die Vorwürfe zurück: "In diesem Schreiben geht es im Wesentlichen um Dinge, die im Vorfeld ausgiebig diskutiert wurden und über die wir bereits Einigung erzielt hatten." Außerdem liege die Projektgröße nur fünf Prozent über dem maximal zulässigen Bebauungsvolumen laut derzeitigem Flächenwidmungsplan. "Fest steht: Es gibt einen Siegerentwurf. Dieser ist das Maß der Dinge." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 2.4.2014)