In der Türkei hat ein Mann die Wahlen gewonnen, der Leute, die gegen seinen Bauwahn demonstrieren ("Gezi-Park"), niederknüppeln lässt; der einen 13-Jährigen, der beim Brotholen in eine Demonstration hineingeraten ist und von der Polizei getötet wurde, einen "Terroristen" nennt; der überall eine Verschwörung und Feinde wittert ("Ihr werdet bezahlen"); und der die Presse, die sozialen Medien und die Opposition am liebsten ganz mundtot machen würde. "Ich höre gar nicht hin" (auf demokratische Kritik), das ist der Schlüsselsatz von Recep Tayyip Erdogan.

In Frankreich hat am selben Sonntag eine Frau mit dem Slogan "Frankreich den Franzosen" gewonnen. Ihre virulent europafeindliche Partei kann man getrost als rechtsextrem bezeichnen. Marine Le Pen sagt mit einigem Recht, dass ihr Front National nun die dritte Kraft in Frankreich sei.

In Ungarn wird nächste Woche höchstwahrscheinlich Viktor Orbán gewinnen, der einen supernationalistischen Kurs fährt, die freien Medien ausschaltet und sich an Putins erfolgreichem völkisch-autoritärem Modell orientiert.

In Großbritannien wird bei den EU-Wahlen vermutlich die Anti-EU-Partei (deren Chef: ein weiterer Putin-Bewunderer) gewinnen. Die FPÖ liegt in den Umfragen vorn.

Die Leute wählen rechts, im Grunde rechtsextrem. Es riecht brenzlig - an der Peripherie Europas, aber auch im Zentrum. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 1.4.2014)