Nur informierte Konsumenten können eigenverantwortlich essen, ist Grimm überzeugt.

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Nachhaltigkeit kann ganz unterschiedliche Bedeutung haben. Wenn es darum geht, wie unser Essen heute produziert wird, so geht es laut Hans-Ulrich Grimm darum zu verstehen, was die Nahrungsmittelkonzerne alles in unsere Speisen schleusen. Aufklärung ist also sein Thema - im eben neuerschienenen Band "Die Suppe lügt" hat er sich wieder einmal Aromastoffe vorgeknöpft.

Grimm ist ein guter Erzähler und versteht etwas von Dramatik. Dass die Hersteller von Aromen jede Form von Aufmerksamkeit scheuen und ihr Geschäft quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit führen, ist die Rahmenhandlung des Buchs. Grimm deckt auf, wer wo die Finger im Spiel hat, wie viel Chemie in unserem Essen ist und wie das aber durch gefinkelte Werbung vertuscht wird.

Abrechnung mit Food-Technology

Streckenweise klingt das zwar wie eine Verschwörungstheorie, doch Grimm belegt durch Fakten, welche Moleküle heute welchen Geschmack ins Essen zaubern können. Der vorliegende Band ist eine Abrechnung mit Food-Technology, liefert die chemischen Formeln für Vanille, Erdbeer und Zwiebel und erklärt, wie einfach sich der menschliche Gaumen betrügen lässt.

Eingebettet in diese Kritik ist eine Geschichte der Esskultur. Geschmack hat eine epigenetische Komponente, auf die Grimm immer wieder zurückkommt. Und er warnt: Nur informierte Konsumenten können eigenverantwortlich essen. Das Wissen darum, was sich hinter den in Fertiggerichten enthaltenen Inhaltsstoffen verbirgt, ist ein Teil davon. (Karin Pollack, DER STANDARD, 1.4.2014)