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Österreich ist trauriger Europa-Vizemeister in Sachen Luftverschmutzung - und das kostet die Volkswirtschaft auch viel Geld.

Foto: APA/Barbara Gindl

Brüssel/Wien - Österreich ist in Sachen Luftverschmutzung trauriger Vizeeuropameister und verfehlt die europäischen Zielvorgaben erschreckend deutlich. Um immerhin 37 Prozent wurde 2012 die Stickoxid-(NOX)-Deckelung überschritten - nur Luxemburg ist mit einer Überschreitung von 55 Prozent ein noch größerer Stinker (der Standard berichtete).

Und diese dicke Luft hat auch ihren Preis. Zur Frage, wie hoch die volkswirtschaftlichen Schäden durch Luftverschmutzung sind, waren bisher im Grunde nur die europäischen Berechnungen bekannt: Laut einer Kosten-Nutzen-Analyse von Luftreinhaltungsmaßnahmen, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben worden war, belaufen sich die volkswirtschaftlichen Schäden durch Luftverschmutzung europaweit - je nach Berechnungsmethode - auf 330 bis 940 Mrd. Euro pro Jahr. Weil Menschen, die durch Ultrafeinstaub oder Ozon beeinträchtigt sind, erkranken oder sterben.

Nun entdeckten die Grünen, dass im Rahmen dieser Analyse doch auch Aufschlüsselungen nach Ländern errechnet wurden. Demnach verursacht die schlechte Luft über Österreich jährlich Schäden von 4,39 bis 13,17 Milliarden Euro. Wobei bei dieser Berechnung eben nur die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Ultrafeinstaub und Ozon berücksichtigt wurden - nicht aber Ökosystemschäden durch Eutrophierung und Versauerung. Und auch nicht die Gesundheitsschäden, die durch Schadstoffe wie NO2 verursacht werden.

Die EU-Kommission geht davon aus, dass bei Einhaltung der Grenzwerte die europaweiten Kosten bis 2030 auf etwa drei bis neun Mrd. Euro sinken würden.

Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich

Danach schaut es derzeit allerdings nicht aus - da eben Österreich etwa bei der Einhaltung der NOX-Grenzwerte mehr als säumig ist. Allein das könnte ein weiteres Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Österreich zur Folge haben, warnt die Grünen-Umweltsprecherin Christiane Brunner im Standard-Gespräch.

Ein derartiges Vertragsverletzungsverfahren läuft bereits gegen Österreich - wegen Nichteinhaltung der Feinstaub-(PM10)-Grenzwerte. Österreichs Feinstaubpolitik war für die Kommission schon allein deshalb ein Reizthema, weil die vom FP-Landesrat Kurzmann versprochene Umweltzone Graz dann doch nicht eingeführt wurde - das wäre aber die Bedingung für eine Fristverlängerung gewesen.

Die Grünen-Abgeordnete Christiane Brunner ist zwar grundsätzlich nicht sonderlich glücklich, wenn Todesfälle in Kosten umgerechnet werden - es "steht aber fest, dass uns die Luftverschmutzung in Österreich jedes Jahr Milliarden kostet". Damit sei klar, "dass Luftverschmutzung unser größtes Umweltproblem ist - und man muss auch ehrlich dazusagen, dass dabei der Verkehr unser größtes Problem ist und endlich gezielt angegangen werden muss". Neben wirksamen Verkehrsmaßnahmen fordert Brunner eine ökosoziale Steuerreform und einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energieträger. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 1.4.2014)