Wien - Manche Dinge erledigen sich von selbst. Als der Taxiräuber, entnervt vom Gequatsche des Taxichauffeurs, sein Vorhaben aufgibt und das Fahrzeug fluchtartig verlässt - besser gesagt: aus ihm hinauskugelt -, aufsteht und erleichtert durchatmet, hat er nicht mit dem Bus gerechnet, der plötzlich aus anderer Richtung auf ihn zuhält. Und ihn ziemlich ungebremst abschießt.

"Er kommt wieder", sagt Robert Palfrader, und das trifft für die Mehrzahl der rund 80 Rollen zu, mit denen er und Nicholas Ofczarek ab heute, Dienstag, 22.50 Uhr, ein satirisches Sittenstück österreichischer Randzonen abliefern, das folglich mit dem Titel "BÖsterreich" ziemlich gut getroffen ist. Der Name ist Methode: Die Guten kommen hier nicht vor.

 

Ein aufdringlicher Taxifahrer mit Tendenz zum Totalschaden. Ein Katzenliebhaber, der das Tier zum Kastrieren bringt und sofort zustimmt, als die Veterinärmedizinerin "Katzenalzheimer" diagnostiziert und sofortiges Einschläfern verordnet. Zwei windige Vertreter, die auf Werbefahrten bei notgeilen Seniorinnen mit Erotikartikeln punkten. Ein schmieriger Finanzberater, der seine Produkte in Exhibitionistenmanier unter dem Mantel trägt: "BÖsterreich", das ist die nicht enden wollende Parade des Grindigen.

Foto: ORF/superfilm

"Wir haben uns erlaubt, mehr als die bloße Realität abzubilden", sagt Nicholas Ofczarek. Die Wirklichkeit ist nicht brüllkomisch, auch "BÖsterreich" ist das nicht. "Wir wollen keine Schenkelklopfer. Die Zuschauer sollen über das Lachen sich selbst und das Land erkennen." In "BÖsterreich" wie in Österreich geht es um dieselben Themen: "Unterwerfung, Demütigung, Obrigkeitshörigkeit, Boshaftigkeit", sagt Ofczarek.

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"Manchmal war es zu viel"

Die Sketche ordnen sich wie ein Reigen aneinander, eine Szene geht in die nächste über. In je 40 verschiedene Rollen schlüpfen die beiden, bei nicht wenigen fühlt man sich an Karikaturen von Manfred Deix erinnert. Für Ofczarek nicht genug: "Ich wollte 100!" Dass es weniger geworden sind, hat im Nachhinein nicht geschadet: "Fast ein halbes Jahr kein Leben", habe er gehabt, erzählt Palfrader. "Manchmal war es zu viel", sagt Ofcarek. Dreieinhalb Drehtage war für eine Folge Zeit. "Dann haben wir Händchen gehalten und uns gegenseitig versichert, dass wir nicht mehr können."

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Die Comedy entstand im Kollektiv: Das Drehbuch stammt von Robert Palfrader und Thomas Maurer. Mitgearbeitet haben weiters Ofczarek, Sebastian Brauneis, Florian Scheuba, Antonia Stabinger, Lukas Tagwerker, Hosea Ratschiller, Ulrike Haidacher und Gerald Votava. Sebastian Brauneis führte Regie. John Lueftner und David Schalko produzierten.

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Ein zweites "Little Britain" ist daraus nicht geworden, und das sollte es auch nicht, betont Robert Palfrader: "Wir wollten die Redundanz nicht." 2015 spielen beide in David Schalkos nächster TV-Serie "Altes Geld".

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Der späte Sendetermin geht für Palfrader in Ordnung: "Je später, desto besser. Das macht unangreifbar. Andernfalls müssten wir uns für vieles rechtfertigen. Dazu habe ich gar keine Lust." Auf ­"BÖsterreich" folgt übrigens "Breaking Bad", die dunkle Dramaserie mit dem ins Böse abdriftenden Chemieprofessor: "Das passt", sagt Ofcarek. Zehn Folgen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 1.4.2014)

Zum Thema
Was Sie über "BÖsterreich" wissen müssen - Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader im Rausch der Rollen: Je 40 verschiedene Figuren verkörpern sie ab April 2014 in der ORF-Comedy "BÖsterreich".  DER STANDARD hilft, den Überblick zu behalten: Sieben brennende Fragen und ebenso viele klare Antworten

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