Die gute alte Zeit. Es war rund um Ostern, ich grad 16 Jahre alt, und Oma hat den Osterhasen angespitzt, mir die KTM Hobby von ihrem Nachbarn in der Garage zu verstecken. Heißes Eisen. Er, der Nachbar, hat es gut 20 Jahre lang benutzt, um damit zum Schwammerlsuchen zu düsen. Sie war perfekt eingefahren. Lief strichgerade 35 km/h. Wenn es steil bergab ging. Auf der Ebene war bei Dreißig Schluss.

Foto: yamaha

Trotzdem hab ich es am ersten Tag geschafft, ein Hendl übern Haufen zu führen. Und eine Strafe hätte ich auch fast einmal bekommen – weil ich einmal wissen wollte, wie sich ein Vierziger anfühlt. Die beiden Exekutivbeamten beließen es aber dabei, sich kropfert zu lachen, während ich die Hobby ohne Luftfilter und Auspuff heim schieben musste. Was war das für eine schöne Woche. Danach hab ich sie nie wieder angegriffen, das elende Klumpert.

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So schön haben es die Jugendlichen heute nimmer. Eine messerscharfe Hobby, die jeden zweiten Rollator ganz böse stehen lässt, findet man heute kaum noch. Heute fährt man mit 16 eine 125er – wenn man etwas auf sich hält, zumindest wenn es nach Yamaha geht, eine YZF-R125. Und darum haben die Japaner ihre kleine Supersportler noch einmal nachgeschärft. Nicht nur optisch – man muss jetzt echt zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich dabei um einen Achtelliter-Racer handelt –, sondern auch auf der technischen Seite.

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Da wurde die Upside-Down-Gabel verwindungssteifer gemacht, die Gabelbrücke geändert, die Einspritzanlage modifiziert, um sie sparsamer zu machen, und, für mehr Fahrkomfort, die Hebelanlenkung am hinteren Federbein optimiert. Der Endschalldämpfer schaut mächtiger aus, die Fußhebel für Schaltung und Bremse sind aus Aluminium, wie auch die Sozius-Fußrasten – obwohl, die kleine YZF fährt man ohnedies am besten alleine.

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Nicht nur, weil die Kraft einer legalen 125er-Viertakter – wenn man sie nicht grad mit einer steinalten KTM Hobby vergleicht – eher bescheiden ist, sondern weil diese Maschine sportlich genug ist, dass man sie am Knie fahren kann. Und das geht allein besser, als mit der Schreierei im Nacken und permanenten Schlägen auf den Helm.

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Bei der Vorderbremse hat Yamaha auch nachgebessert und setzt jetzt auf einen radial montierten Bremssattel, der mit einer schwimmend gelagerten Scheibe zusammen arbeitet. Aber ja, es bleibt, wie zu erwarten, bei einer Scheibe vorne – und einer hinten. Damit soll die 125er-R jetzt so scharf verzögern, wie sie aussieht. Die neue Verkleidung ist nun noch näher an jener der R6 und hat zwischen den Scheinwerfern einen Lufteinlass. Das Rücklicht besteht aus LEDs und ist ebenfalls neu gezeichnet, und der vordere Koderer tut jetzt so, als wäre er aus Carbon.

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Ungewöhnlich in der Klasse ist das neue LCD-Cockpit, das neben Geschwindigkeit und der Drehzahl auch die Motortemperatur, Höchst- und Durchschnittsgeschwindigkeit und selbst den Verbrauch und die Restreichweite anzeigt. Nicht selbstverständlich in der Achtelliter-Supersport-Klasse.

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Aber machen wir den Vergleich mit der Konkurrenz, der Honda CBR125R. Die hat mit 13 PS zwar zwei PS weniger und muss auch beim Drehmoment die Spitzenposition abgeben, ist dafür um mehr als drei Kilogramm leichter als die Yamaha. Die Yamaha ist mit einer Sitzhöhe von 825 Millimeter eher was für die größer gewachsenen, die Honda mit 793 Millimeter für die Kleineren.

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Wirklich entscheiden wird es also die Optik, wenn, wie bei mir seinerzeit, die Oma zahlt – sonst wird wohl eher die Honda das Rennen machen, die um über 1100 Euro billiger ist, sogar mehr als 1200 Euro, wenn man zur Farbe Race Blu bei der Yamaha greift. Und da sind wir wieder bei der guten alten Zeit. Die Oma hat damals zwei Hunderter für die Hobby bezahlt. Schilling wohl bemerkt. Gut, dafür war die Reiben halt auch zu nix zu gebrauchen, als um die Kieberer zum Lachen zu bringen. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 31.3.2014)

>>> Die YZF-125R im Detail

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Yamaha YZF-125R

Motor: 1 Zylinder-4-Takt-Motor, 4 Ventile
Hubraum: 124,7 ccm
Leistung: 11 kW (15 PS) bei 9.000 U/min
Drehmoment: 12,4 Nm bei 8.000 U/min
Kraftübertragung: 6-Gang-Schaltung und Kette
Radaufhängung vorne: 41 mm Upside-down-Gabel
Radaufhängung hi.: Federbein mit verstellbarer Federvorspannung
Bremse vorne: Scheibenbremse, Ø 292 mm
Bremse hinten: Scheibenbremse, Ø 230 mm, 2-Kolben
Reifen vorne: 100/80-17 M/C
Reifen hinten: 130/70-17 M/C
Gewicht vollgetankt: 140 kg
Sitzhöhe: 825 mm
Preis: ab 4.699 Euro

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Yamaha

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